Medical Tribune
23. Okt. 2012Kinder von Heiserkeit betroffen

Heiserkeit bei Kindern muss früh angegangen werden!

Man geht davon aus, dass zwischen 6 und 35 % aller Kinder von Heiserkeit betroffen sind. Aber nur ein Fünftel der Stimmklangveränderungen wird von den Eltern überhaupt bemerkt, schreibt Professor Dr. Berit Schneider-Stickler von der HNO-Klinik der Universität Wien in der Zeitschrift "HNO".

Dysphonie schuld an der Heiserkeit

Mit Abstand die häufigste Ursache kindlicher Stimmstörungen ist die funktionelle Dysphonie. Durch ständiges falsches und zu lautes Sprechen kommt es dabei oft zu sog. Phonationsverdickungen an den Stimmlippen (Schreiknötchen, Polypen, Randödeme). Abwarten, dass sich die Heiserkeit "auswächst", ist die falsche Strategie.

Schon bei Kleinkindern sollte eine umfassende Abklärung einschliesslich Laryngoskopie, Stroboskopie und Stimmfeldmessung erfolgen. Für Letztere muss man die Kinder spielerisch motivieren, da sie i.d.R. nicht freiwillig an die Grenzen ihres Tonhöhenumfangs gehen. Differenzialdiagnostisch ist auf Stimmlippenzysten, juvenile Larynxpapillomatose und Kehlkopfdysplasien zu achten.

Falsches Sprechen oft Familienproblem

Bereits im Kleinkindalter sollten bei Phonationsverdickungen regelmässige Kontrollen und Elternberatungen in puncto Stimmphysiologie und Stimmhygiene erfolgen. Spätestens ab dem 5. Lebensjahr sind auch logopädische Therapien sinnvoll, um habituell falsche Stimmmuster zu verändern. Eltern und weitere Familienmitglieder sollten möglichst in die Therapie einbezogen werden, da falsches Sprechen und Phonationsverdickungen oft ein "Familienproblem" darstellen.

Eine standardisierte Stimmtherapie existiert für diese Indikation nicht, stattdessen gilt es, auf die individuelle Situation des Kindes einzugehen und Therapieansprechen, Motivation und Alter zu berücksichtigen. In hartnäckigen Fällen und bei ausgeprägtem Befund kann auch eine phonochirurgische Behandlung ins Auge gefasst werden, bei Stimmlippenzysten und Larynxpapillomatose ist sie indiziert.

Zysten müssen operiert werden

Verzichtet man auf die Therapie, bleibt das Problem der Stimmlippenveränderungen meist bis ins Erwachsenenalter bestehen. So konnte gezeigt werden, dass von 91 Kindern mit "Schreiknötchen" nur 44 % nach der Pubertät einen normalen Stimmlippenbefund aufwiesen.

Quelle: Berit Schneider-Stickler,HNO 2012; 60: 590-594