Medical Tribune
9. Okt. 2012Fasten bei der Gewichstreduktion

Nach dem Fasten gesünder essen?

Eine Fastenphase von 18 bis 24 Stunden kommt im Alltag relativ häufig vor – ob aus medizinischen Gründen, im Rahmen von Diäten oder einfach aus Zeitmangel. Wie wird das Essverhalten dadurch beeinflusst?

Um das Essverhalten nach dem Fasten zu ergründen, führten Dr. Brian Wansink und Kollegen von der Cornell University in Ithaca ein Experiment mit 128 gesunden Studenten durch. Einer Hälfte von ihnen wurde eine 18-stündige Nulldiät verordnet, das heisst, sie durften von 18 Uhr bis 12 Uhr des nächsten Tages nichts essen.

Kohlenhydrate statt Gemüse auf dem Teller

Bei der Kontrollgruppe gab es keine alimentären Einschränkungen.  Beim Mittags-Lunch konnten sich beide Gruppen dann nach Herzenslust am Buffet bedienen. Zur Auswahl standen Brötchen, Pommes, Hühnchen, Käse, Mohrrüben, grüne Bohnen und Erfrischungsgetränke.

Die ausgehungerten Probanden griffen signifikant häufiger zuerst bei kalorienreichen Nahrungsmitteln zu als die Kontrollgruppe (75 % vs. 44 %). Deutlich mehr Probanden der Fastengruppe nahmen sich zuerst ein kohlenhydratreiches Lebensmittel (35 vs. 13 %) und deutlich weniger häuften sich zuerst Gemüse auf den Teller (25 vs. 56 %).

Dies galt insbesondere für Frauen, schreiben die Autoren in den "Archives of Internal Medicine"1. Und das, was zuerst auf den Teller kam, wurde dann auch insgesamt am meisten verzehrt. Folge war, dass Gemüse bei den ausgehungerten Probanden deutlich zu kurz kam. Dieses einfache Experiment ermöglicht viele interessante Erkenntnisse, so Dr. Amy Yaroch und ihr Kollege vom Gretchen Swanson Center for Nutrition in Omaha in ihrem Kommentar.

Erklärung für Adipositas in Armutsländern?

So könnte es zum Beispiel eine Erklärung dafür liefern, warum in Armut lebende Menschen mit längeren Hungerperioden paradoxerweise besonders oft zu Adipositas neigen oder warum viele Diäten erfolglos bleiben. Hier ergeben sich viele Ansätze für weitere Forschungen, meinen die Ernährungsforscher aus Omaha.

Eines kann man laut Dr. Wansink jetzt schon tun: Krankenhaus-Cafeterias, in denen viele Menschen nach einer längeren Nüchternphase ihre erste Mahlzeit einnehmen, sollten Gemüse, Obst und Salat besonders augenfällig präsentieren. 

 

Quelle: 1. Brian Wansink et al. Arch Intern Med, 2 .Dr. Amy Yaroch , Gretchen Swanson Center for Nutrition in Omaha