Medical Tribune
23. März 2021Interview mit Silvia Schweickart von Novartis

Zeit bis zur optimalen Therapie reduzieren

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Vorsitzende der Geschäftsleitung, Novartis Pharma Schweiz AG

Novartis baut ein neues Team auf, das den Kunden Dienstleistungen anbietet und insbesondere Hausärzte unterstützen soll.

Beim Stichwort Novartis denken wir gleich an Basel. Sie leiten aber den Standort Rotkreuz – wo ist der Unterschied?

In Basel befindet sich das globale Headquarter von Novartis. In Rotkreuz, im Kanton Zug, sitzen die Schweizer Vertriebsgesellschaften. Hier beschäftigen wir beispielsweise die Abteilungen, die sich um die Zulassung und Vermarktung eines Medikaments in der Schweiz kümmern, die medizinischen Teams, die Informationen für Schweizer Ärzte und Patienten bereitstellen, oder die Kolleginnen und Kollegen, die die klinische Forschung in Schweizer Spitälern vorantreiben. Ich selbst bin für die Pharmasparte zuständig, aber auch unsere Onkologieeinheit und unsere Generikasparte Sandoz managen ihr Schweizer Geschäft von Rotkreuz aus. Insgesamt beschäftigt Novartis in Rotkreuz über 400 Mitarbeiter im Innen- und Aussendienst.

A propos Aussendienst – stimmt es, dass sich die Arbeit des Pharma-Aussendienstes aktuell sehr verändert?

Es stimmt, dass sich die Rolle des Aussendienstmitarbeiters aktuell fundamental und langfristig ändert. Ein Grund ist die zunehmende Digitalisierung. Dieser Trend begann schon lange vor Covid, wurde in dieser Zeit aber nochmal deutlich verstärkt. Einerseits finden immer mehr Kundenkontakte virtuell statt. Andererseits sehen wir eine grosse Nachfrage der Ärzte nach virtuellen Trainings und digitalen Tools – beispielsweise Apps, die chronisch kranke Patienten beim Management ihrer Krankheit unterstützen. Auch unsere neu lancierte Webseite «Medportal» unterstützt den Austausch mit unseren Kunden, indem sie Informationen «on demand» bietet. Die Covid-Zeit hat zwar auch gezeigt, dass die Kunden den persönlichen Kontakt weiterhin schätzen – aber ich bin überzeugt, dass digitale Kanäle und Tools eine immer wichtigere Ergänzung werden. Zumal sich die Bedürfnisse der Ärzte ändern und wir diese adressieren wollen.

Was hat sich denn an den Bedürfnissen der Ärzte geändert– und wie gehen Sie darauf ein?

Ein gravierenderer Trend: Hausärzte müssen ein immer breiteres Spektrum an Krankheiten abdecken und immer mehr Patienten betreuen. Daher ist es eine grosse Herausforderung, sämtliche Krankheiten früh zu diagnostizieren oder besonders schwere oder akute Fälle rechtzeitig zu identifizieren. An diesem Punkt wollten wir ansetzen und haben darum ein ganz neues Mitarbeiter-Profil kreiert. Unter dem Stichwort «Fokus Kompetenz» befasst sich das neue Team nicht mit einzelnen Medikamenten, sondern mit ganzen Therapiegebieten. Unsere Mitarbeiter unterstützen die Ärzte dabei, die Zeit bis zur Diagnose eines Patienten zu reduzieren, und den Patienten schnellstmöglich Zugang zur optimalen Therapie zu verschaffen. Zudem bieten sie Dienstleistungen rund um die koordinierte Betreuung von Patienten durch Spezialisten und Hausärzte an.

Wie muss man sich die Aktivitäten dieses «Fokus Kompetenz»-Teams konkret vorstellen?

Das Team arbeitet eng mit den verschiedenen Akteuren im Gesundheitswesen zusammen, um optimale Behandlungspfade zu identifizieren – von der Diagnose über die Therapie bis zur Nachsorge. Unsere Mitarbeiter tragen mit Hilfe personalisierter Dienstleistungen dazu bei, Hindernisse zu beseitigen, die Zusammenarbeit zwischen Hausärzten und Spezialisten zu unterstützen und Gruppen wie Pflegefachkräfte, Physiotherapeuten oder Apotheker eng in den Behandlungspfad einzubinden. Dabei gehen sie gezielt auf regionale und lokale Gegebenheiten ein. Auf diese Weise leistet das Team auch einen Beitrag dazu, die Ressourcen im Gesundheitssystem effizienter und effektiver einzusetzen. Ein ganz aktuelles Beispiel: Im Januar haben wir für Hausärzte ein Online-Seminar zu «Covid-19 und die Haut» sowie «Covid-19 und Kopfschmerzen» angeboten. Dort haben dann renommierte Experten zu diesen Themen referiert. Knapp 500 Schweizer Hausärzte haben an diesem Seminar teilgenommen und wir haben viel positives Feedback erhalten. Das freut uns, weil es zeigt, dass unsere Arbeit geschätzt wird und unser neues Team einen echten Mehrwert leisten kann.

Sie haben Haut und Kopfschmerzen erwähnt – konzentriert sich «Fokus Kompetenz» auf diese Bereiche?

Nein, nicht nur. Aktuell liegt unser Schwerpunkt auf den Bereichen Migräne, Herzinsuffizienz, Psoriasis und entzündliche Rückschmerzen. In diesen Bereichen können wir aufgrund unserer Expertise und den erheblichen Bedürfnissen der Patienten den grössten Mehrwert leisten. Es ist denkbar, das Spektrum in Zukunft auszubauen.

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