Metformin senkt Long-Covid-Risiko von Diabetikern
Eine neue Studie zeigt, dass das Diabetesmedikament Metformin nicht nur den Blutzucker kontrolliert, sondern auch das Risiko für Long Covid und Todesfälle reduzieren kann. Diese Entdeckung eröffnet neue Perspektiven auf das Potenzial von Metformin, weit über seine übliche Rolle in der Diabetesbehandlung hinaus.
Die aktuelle Publikation in Diabetes Care (1) bringt neue Erkenntnisse zur Anwendung von Metformin bei Erwachsenen mit Typ-2-Diabetes und ihren Gesundheitsrisiken im Zusammenhang mit SARS-CoV-2.
In der retrospektiven Kohortenstudie wurden die Gesundheitsdaten von insgesamt 88.342 Erwachsenen analysiert, die entweder Metformin oder andere Diabetesmedikamente einnahmen. Metformin-Anwender hatten dabei ein um 13 bis 21 Prozent geringeres Risiko für Long Covid oder ein Versterben nach SARS-CoV-2-Infektion.
Metformin und Long Covid
Long Covid betrifft schätzungsweise zehn bis 30 Prozent der Menschen, die sich mit SARS-CoV-2 infizieren. Es ist gekennzeichnet durch Symptome wie anhaltende Müdigkeit, Atemprobleme und kognitive Störungen.
Die Ursachen für Long Covid sind noch nicht vollständig geklärt. Forscher vermuten, dass entzündliche Prozesse und das Verbleiben von Viruspartikeln im Körper eine Rolle spielen könnten.
Metformin wird seit Jahrzehnten zur Behandlung von Typ-2-Diabetes eingesetzt, da es den Blutzuckerspiegel senkt und die Insulinresistenz verringert. Studien haben jedoch gezeigt, dass Metformin auch entzündungshemmende Eigenschaften hat und möglicherweise die Vermehrung von Viren im Körper unterdrückt. Diese Eigenschaften machen es zu einem vielversprechenden Kandidaten für die Reduktion von Long-Covid-Risiken
Retrospektive Analyse der Gesundheitsdaten von fast 90.000 Diabetikern
Um den Zusammenhang zwischen Metformin und Long Covidbesser zu verstehen, analysierten US-amerikanische Forscher elektronische Gesundheitsdaten aus zwei grossen US-Datenbanken: dem National COVID Cohort Collaborative (N3C) und dem Patient-Centered Clinical Research Network (PCORnet).
Diese enthalten Informationen zu Millionen von Patienten, was es den Forschern ermöglichte, Metformin-Anwender mit Patienten zu vergleichen, die andere Diabetesmedikamente einnahmen. Insgesamt wurden dabei 88.243 Erwachsene berücksichtigt, von denen 75.996 Patienten Metformin einnahmen, 13.336 Personen nicht.
Die Ergebnisse zeigten, dass die Inzidenz von Long Covid in der Gruppe der Metformin-Nutzer bei etwa 1,6 Prozent lag, verglichen mit 2,0 Prozent in der Vergleichsgruppe. In der zweiten Datenbank betrugen die Werte 2,1 Prozent bei Metformin-Nutzern gegenüber 2,5 Prozent bei anderen Medikamenten.
Damit sank durch die Einnahme von Metformin während einer Covid-19-Infektion das Risiko für Long Covid oder Tod je nach Kohorte und Diagnosemethode um 13 bis 21 Prozent.
Bedeutung
Eine frühere Studie aus dem Jahr 2023 (2) zeigte bereits, dass die Metformin-Einnahme vor oder während einer SARS-CoV-2-Infektion das Long-Covid-Risiko von Patienten mit Übergewicht oder Adipositasum bis zu 40 Prozent senken kann.
Die aktuellen Ergebnisse bestätigen das Potenzial von Metformin, insbesondere bei Menschen mit Typ-2-Diabetes, als vorbeugende Massnahme gegen die Langzeitfolgen von Covid-19.
- Johnson SG et al. Prevalent Metformin Use in Adults With Diabetes and the Incidence of Long COVID: An EHR-Based Cohort Study From the RECOVER Program. Diabetes Care. 2024 Sep 17:dca240032. doi: 10.2337/DCa24-0032.
- Bramante CT et al. Outpatient treatment of COVID-19 and incidence of post-COVID-19 condition over 10 months (COVID-OUT): a multicentre, randomised, quadruple-blind, parallel-group, phase 3 trial. Lancet Infect Dis. 2023 Oct;23(10):1119-1129. doi: 10.1016/S1473-3099(23)00299-2.