Medical Tribune
25. Juni 2024(OTC)-Wirkstoffe gegen Lentigines, Melasma und Altersflecken

Was hilft gegen Pigmentflecken?

Hyperpigmentierungen der Haut empfinden viele Menschen als unattraktiv und störend. Zahlreiche Produkte sollen die Pigmentflecken aufhellen, darunter sind auch einige frei verkäuflich. Eine Übersichtsarbeit fasst die Wirksamkeit und Verträglichkeit von Inhaltsstoffen wie Azelainsäure, Glykolsäure und Thiamidol zusammen und gibt Ratschläge zur richtigen Anwendung.

Die Palette der Produkte und Wirkstoffe, die gegen Pigmentflecken helfen sollen ist gross.
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Die Palette der Produkte und Wirkstoffe, die gegen Pigmentflecken helfen sollen ist gross.

Vermehrte Melaninablagerungen in der Epidermis können beispielsweise nach Entzündungen oder als sogenannte Altersflecken auftreten. Dunklere Hauttypen neigen dabei eher zu Hyperpigmentierungen als helle.

Viele Menschen empfinden, das die Hautflecken sie weniger attraktiv oder älter aussehen lassen, und fühlen sich in ihrer Lebensqualität beeinträchtigt. Eine Übersichtsarbeit hat zusammengefasst, was das Hautbild bei ihnen verbessern kann (1).

Nicht jedes OTC-Präparat ist für jeden Hauttyp geeignet

Verhindert und reduziert werden Pigmentflecken unter anderem durch Sonnenschutz, schreiben die Experten.

Zusätzlich kann man weitere Wirkstoffe je nach Hauttyp und begleitenden Hautproblemen auswählen (siehe Tabelle). Da die medizinische Behandlung von Hyperpigmentierungen oft teuer ist, greifen viele auf frei verkäufliche Präparate zurück. Die Effektivität dieser Präparate hängt jedoch auch von der Formulierung und den Zusatzstoffen ab, und kann je nach Hersteller variieren.

Hautbildaufhellender InhaltsstoffKommentar
AkneRetinoide, Azelainsäure, Glykolsäure, SalizylsäureHydrochinon sollte man wegen des Halo-Effekts nicht einsetzen
RosazeaAzelainsäure, Tranexamsäure, Retinoide mit ­geringem IrritationspotenzialHydrochinon sollte man wegen des Halo-Effekts nicht einsetzen
AltershautRetinoide, Glykolsäure, Bakuchiol
LentiginesHydrochinon, Cysteamin, ThiamidolAzelainsäure hilft bei Lentigines nicht
empfindliche HautRetinoide mit geringerem Irritationspotenzial ­(Retinolester oder granaktive Retinoide), ­Niacinamid, ThiamidolKojisäure sollte wegen des hohen Irritationspotenzials bei empfindlicher Haut nicht eingesetzt werden
fettige HautRetinoide, Glykolsäure, Süssholz-Extrakte, ­Niacinamid, Salizylsäure
HautkrebsPolypodium-leucotomos-Extrakt (oral), Niacinamid
HautrötungenTranexamsäure, Niacinamid
dermale PigmentierungSonnenschutzandere topische Substanzen helfen wahrscheinlich nicht
Tabelle: Übersicht zu häufigen Hauterkrankungen und geeigneten aufhellenden Massnahmen (Auswahl)

Wie Azelainsäure und Glykolsäure wirken

Azelainsäure beeinflusst nur die hyperaktiven Melanozyten und nicht die normale Pigmentproduktion. Da die Haut nicht insgesamt aufgehellt wird, eignet sich die Substanz für Patienten mit vielen kleinen Pigmentflecken.

Bei gleichzeitiger Akne oder Rosazea besteht zusätzlich eine medizinische Indikation. Die Konzentrationen der OTC-Produkte variieren zwischen 5–20 % (am häufigsten 10 %). Zwar wirken 20%ige Produkte stärker, aber auch bei 5 % Azelainsäure zeigt sich ein positiver Effekt. Als Nebeneffekt kann es zu Erythemen, Hautirritationen (Brennen, Juckreiz) oder einem Peeling der Haut kommen.

Glykolsäure (≤ 10 % in Leave-on-Produkten) bessert Pigmentierungsstörungen und andere altersassoziierte Hautveränderungen und reduziert bei Akne entzündliche Läsionen.

Eine 5%ige Formulierung reduzierte in Untersuchungen ausserdem nicht nur die lichtbedingten Pigmentstörungen, sondern hatte auch insgesamt einen positiven Effekt auf das Hautbild. Insbesondere für Patienten mit begleitender milder bis moderater Akne oder bei lichtbedingten Pigmentstörungen ist Glykolsäure eine gute Ergänzung der täglichen Hautpflege, so das Fazit der Experten. Eventuell kann es zu milden Irritationen kommen.

Goldstandard Hydrochinon hat mittlerweile viel Konkurrenz

Hydrochinon galt lange als Goldstandard bei Hyperpigmentierungen. OTC-Präparate sind in Konzentrationen von bis zu 3 % erhältlich. Die Substanz eignet sich für grössere, diskretere hyperpigmentierte Areale und sollte auch auf diese Bereiche beschränkt werden, da sie einen generell hautaufhellenden Effekt hat.

Bei kleinen Pigmentflecken kann Hydrochinon sonst zu einem Halo-Effekt führen. Dabei wird die normalpigmentierte Haut um den Fleck herum ebenfalls heller. Die Experten raten aufgrund des Ochronose-Risikos zu einer maximal sechsmonatigen Anwendung.

Kommt es zu Irritationen oder Verfärbungen, sollte man die Anwendung sofort stoppen, da postinflammatorische Hyperpigmentierungen drohen.

Zukünftig könnte auch der sekundäre Pflanzenstoff Arbutin (gewonnen aus Blättern der Bärentraube) eine geeignete Alternative zu Hydrochinon darstellen. Der Wirkstoff hat in einzelnen Studien bereits gute Effekte gezeigt. Allerdings ist die Datenlage bezüglich Effektivität und Sicherheit insgesamt noch dünn.

Niacinamid verbessert zusätzlich die Hautbarrierefunktion

Das Vitamin-B3-Derivat Niacinamid kann Hyperpigmentierungen, Entzündungen und Falten reduzieren und zusätzlich die Hautbarrierefunktion verbessern. Die effektiven Konzentrationen liegen wahrscheinlich zwischen fünf und zehn Prozent. Niacinamid wird generell gut vertragen, und es wirkt nicht direkt auf die Tyrosinase der Melanozyten.

Retinoide umfassen unter anderem

  • Retinole,
  • Retinylester,
  • Retinaldehyde oder
  • Adapalen.

Retinylester sind dabei am verträglichsten und stabilsten. Sie haben aber auch die geringste Potenz, weil die meisten Schritte nötig sind, um sie in ihre aktive Form zu überführen. Neuerdings gibt es die granaktiven Retinoide, die nicht mehr in die aktive Form – Retinolsäure – überführt werden müssen und dennoch ein geringes Irritationspotenzial haben.

Neben dem Einsatz bei verschiedenen Hauterkrankungen (unter anderem bei Akne) haben beispielsweise 0,5%ige Cremeformulierungen sowie 0,1%iges Adapalen-Gel auch bei Hyperpigmentierungen Wirkung gezeigt, Letzteres auch in Studien bei Anwendern mit Fitzpatrick-Hauttyp IV (Indien und Südafrika).

Wollen Patienten Retinoide nutzen, sollten sie anfangs nicht direkt täglich cremen, sondern der Haut eine kleine Eingewöhnungsphase gönnen, um Nebenwirkungen (Schuppung, Erythem, Juckreiz und selten postinflammatorische Hyperpigmentierungen) zu reduzieren. Ausserdem müssen Anwender auf einen guten Sonnenschutz achten

Eventuell mehr Kontaktallergien mit Salizylsäure

Salizylsäure wird üblicherweise als Peeling-Agens eingesetzt. Daten zu den topischen OTC-Präparaten sind eher spärlich, die Konzentrationen in den Formulierungen reichen bis zu 20 Prozent. Hinsichtlich der Hyperpigmentierungen gibt es für 0,1%ige Salizylsäure-Creme einzelne Studien (auch zu Skin of Color), die zeigen, dass Pigmentflecken verblassen. Sie könnte sich auch für Akne und postinflammatorische aknebedingte Hyperpigmentierungen eignen.

Thiamidol wurde als Alternative zu Hydrochinon zur Therapie von Hyperpigmentierungen entwickelt. Es zeigte in Studien eine grössere Wirksamkeit als Hydrochinon. Zudem scheint es besser verträglich zu sein – obwohl eine Arbeit von mehr Kontaktallergien berichtete. Bisher hat man Thiamidol (Applikation zwei- bis viermal täglich) erfolgreich bei UV-B-bedingten Hyperpigmentierungen (u.a. bei Skin of Color), Patienten mit Melasma und Lentigines eingesetzt.

Effekte von Tranexamsäure für Rosazea-Patienten nutzen

Tranexamsäure ist als topische Variante eine vielversprechende, gut verträgliche OTC-Option für Hyperpigmentierungen. Die meisten Formulierungen enthalten 3–5 % Tranexamsäure (bis 10 % möglich). Eine Standarddosierung gibt es nicht und die Effekte unterscheiden sich stark je nach Studie. Da die Substanz allerdings auch bei Hautrötungen hilft, scheint der Einsatz gerade bei Rosazea-Patienten vielversprechend.

Bakuchiol wirkt antimikrobiell, antientzündlich, antioxidativ und hat östrogen­ähnliche Effekte. In einer Studie zur lichtbedingten Hautalterung mit jeweils 0,5%igen Konzentrationen zeigte es hinsichtlich der Pigmentstörungen einen ähnlichen Effekt wie topisches Retinol – und hatte auch ähnliche, wenn auch weniger stark ausgeprägte Nebenwirkungen (u.a. Rötung, Schuppung).

Die Wirkungsweise ist bisher unklar, allerdings scheint es auch bei Akne positiv auf die entzündlichen Läsionen zu wirken, was sich ggf. kombinieren liesse.