Medical Tribune
17. Juni 2024Strahlentherapie-Nebenwirkung per Hautabstrich vorhersagen?

Der Radiodermatitis geht eine Mikrobiom-Veränderung voraus

Radiodermatitis gehört zu den häufigsten Nebenwirkungen der Strahlentherapie. Sie mindert dabei einerseits die Lebensqualität der Betroffenen erheblich und erhöht andererseits das Risiko weiterer Komplikationen. Warum diese Dermatitis individuell unterschiedlich schwer verläuft, ist noch unklar. Jüngere Studien deuten darauf hin, dass das kutane Mikrobiom eine Rolle spielen könnte.

Die Radiotherapie kann zu einer Radiodermatitis führen.
Mark Kostich/stock.adobe.com

Um herauszufinden, ob Veränderungen im Mikrobiom als Biomarker für eine aufkeimende Radiodermatitis dienen könnten, unternahm ein deutsches Forscherteam eine Studie an 20 Frauen mit Mammakarzinomen.

Bei ihnen wurde die gesamte Brust postoperativ über sieben Wochen bestrahlt (Gesamtdosis 50,4 Gy).

Frauen mit Radiodermatitis wiesen stärkere Mikrobiomveränderungen auf

Vor, während und nach dieser Zeit nahmen die Forscher dabei an neun Terminen insgesamt 360 Hautabstriche von der behandelten und der gegenüberliegenden Seite. Das Material analysierten sie mittels quantitativer PCR und 16S-rRNA-Sequenzierung. Von den Patientinnen, im Durchschnitt 61 Jahre alt, entwickelten sieben eine leichte und neun eine moderate Radiodermatitis.

Vier Frauen (20 %) zeigten in den letzten drei Wochen der Bestrahlung eine schwere Form mit konfluierender Desquamation. Diese Patientinnen wiesen im Vergleich zu den anderen deutliche Veränderungen der Hautflora auf. Zu Beginn der Studie machten bei ihnen Staphylococcus epidermidis, Staphylococcus hominis und Cutibacterium acnes zusammen weniger als fünf Prozent des Mikrobioms aus – auch an später nicht betroffenen Hautstellen.

In den ersten drei Therapiewochen, kurz vor Auftreten der schweren Symptome, kam es bei den später schwer erkrankten Frauen zu einem extremen Wachstum der Keime, ubzw. einer bakteriellen Überwucherung unabhängig von der Spezies. Dies trat nur auf der später von der Dermatitis betroffenen Körperseite auf.

Verlaufskurve als potenzieller Biomarker

Im Verlauf der Radiodermatitis ging die Gesamtkeimzahl wieder zurück, während der Anteil der Hautkommensalen im Vergleich zum Studienbeginn anstieg. Bei den anderen Patientinnen blieb die Zusammensetzung des Hautmikrobioms stabil.

Die markante Veränderung des Hautmikrobioms unter Bestrahlung könnte als Biomarker zur Vorhersage einer Radiodermatitis dienen. Zudem könnte sie helfen, personalisierte Prophylaxestrategien zu entwickeln, so die Autoren.