Medical Tribune
13. Juni 2024Schutzschild für die Betazellen?

Baricitinib bei neu diagnostiziertem Typ-1-Diabetes

Baricitinib hemmt die Januskinasen (JAK) 1 und 2. Bereits jetzt wird bereits zur Behandlung verschiedener Autoimmunerkrankungen wie rheumatoider Arthritis und Alopecia areata eingesetzt. Eine australische Phase-II-Studie legt nun nahe, dass Baricitinib auch für Menschen mit Typ-1-Diabetes vorteilhaft sein könnte.

Bei einem neu diagnostizierten Typ-1-Diabetes kann möglicherweise der JAK-Hemmer Baricinitib die Zerstörung der Betazellen eindämmen.
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Bei einem neu diagnostizierten Typ-1-Diabetes kann möglicherweise der JAK-Hemmer Baricinitib die Zerstörung der Betazellen eindämmen.

Der Typ-1-Diabetes geht aus dem Untergang der pankreatischen Betazellen durch autoreaktive CD8-positive T-Zellen hervor.

Intrazelluläre Signalwege, die durch Januskinasen (JAK) vermittelt werden, spielen hierbei eine wichtige Rolle. JAK-Hemmer wie Baricitinib blockieren diese Signalwege, hemmen die Aktivierung von CD8-positiven T-Zellen, verhindern die Bildung von Immunsynapsen zwischen CD8-positiven T-Zellen und Betazellen und schützen somit die Betazellen vor Zerstörung.

Was kann Baricitinib beim Typ-1-Diabetes?

JAK-Hemmer haben bei vielen Autoimmunerkrankungen einen Paradigmenwechsel hin zur Modifikation der Krankheit eingeleitet. Bei vielen Autoimmun­-Endokrinopathien wie Typ-1-Diabetes ist dieser Ansatz dabei wahrscheinlich nur in der frühen Krankheitsphase erfolgversprechend.

Um zu prüfen, ob JAK-Inhibitoren den Stoffwechsel bei Typ-1-Diabetes verbessern können, führten australische Forscher nun eine randomisierte Doppelblindstudie durch (1).

Die Studie umfasste 91 Kinder und Erwachsene im Alter von 10 bis 30 Jahren. Bei ihnen war innerhalb der letzten 100 Tage ein Typ-1-Diabetes diagnostiziert worden. 60 Teilnehmer erhielten über 48 Wochen Baricitinib, während 31 Personen in der Kontrollgruppe ein Placebopräparat erhielten

Nach Ende der Behandlungsphase nahmen alle Studienteilnehmer an einer Zwei-Stunden-Testmahlzeit teil. Im Rahmen dessen bestimmte das Forscherteam den primären Studienendpunkt, die durchschnittliche C-Peptid-Konzentration, anhand der AUC (Area Under the Concentration-Time Curve).

Zu den sekundären Studienendpunkten gehörten Veränderungen des HbA1c-Werts, der Insulin-Tagesdosis und verschiedener Kontrollparameter, die mittels eines Glukosesensors erfasst wurden..

Unter dem JAK-Hemmer sank der durchschnittliche Insulinbedarf

In Bezug auf den primären Studienendpunkt schnitt die Baricitinib-Gruppe nach 48 Wochen signifikant besser ab. Die durchschnittliche C-Peptid-Konzentration betrug dabei 0,65 im Vergleich zu 0,43 nmol/l pro Minute in der Kontrollgruppe (p = 0,001).

Der durchschnittliche Insulin-Tagesbedarf nach 48 Wochen war ebenfalls geringer unter Baricitinib (0,41 vs. 0,52 U/kg Körpergewicht pro Tag), jedoch statistisch nicht signifikant. Ähnliches galt für den durchschnittlichen HbA1c-Wert (7,0 % vs. 7,5 %) und die Variabilität des Glukosespiegels (29,6 % vs. 33,8 %). Die Häufigkeit und Schwere unerwünschter Ereignisse unterschieden sich nicht zwischen den beiden Studiengruppen.

Bei Kindern und jungen Erwachsenen mit einem neu diagnostizierten Typ-1-Diabetes, so das Fazit der Wissenschaftler, erhält Baricitinib die Insulinsekretionskapazität der pankreatischen Betazellen.

Was geschieht nach ­Absetzen von Baricitinib?

Das Team geht davon aus, dass eine im präsymptomatischen Krankheitsstadium bzw. unmittelbar nach der klinischen Manifestation begonnene Baricitinib-Therapie den Bedarf an exogenem Insulin erheblich senken kann.

Nun sei zu klären, ob sich nach dem Absetzen des Medikaments die Betazellfunktion erschöpft und ob Baricitinib so lange eingenommen werden sollte, wie die Insulinsekretion der Betazellen anhält.

Die Autoren empfehlen, auch andere JAK-Hemmer bezüglich ihrer Wirkung auf Typ-1-Diabetes zu überprüfen.