Medical Tribune
6. Mai 2024Retinopathien sind bei LADA häufiger

Latenter Autoimmundiabetes (LADA): oft nicht richtig behandelt

Der latente Autoimmundiabetes beim Erwachsenen (LADA) geht nicht nur mit einer schlechteren glykämischen Kontrolle einher als der Typ-2-Diabetes ohne Autoantikörper, sondern führt auch häufiger zu einer Retinopathie. Es ist daher zwingend erforderlich, diesen Diabetes-Typ frühzeitig zu erkennen und zu behandeln.

Patienten mit einem LADA hatten eine schlechtere glykämische Kontrolle und mehr Retinopathien.
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Patienten mit einem LADA hatten eine schlechtere glykämische Kontrolle und mehr Retinopathien.

Der latente Autoimmundiabetes beim Erwachsenen (latent autoimmune diabetes in adults, LADA) ist eine Form von Diabetes, die sowohl Autoimmunreaktionen als auch Merkmale des Typ-2-Diabetes aufweist, wie beispielsweise Insulinresistenz.

Etwa jeder zehnte Patient mit Typ-2-Diabetes oder Adult-onset-Typ-1-Diabetes hat Autoantikörper gegen das Enzym Glutamatdecarboxylase (GADA). Im Vergleich zum Typ-2-Diabetes ist die glykämische Kontrolle beim LADA schlechter.

Forscher des Karolinska-Instituts in Stockholm haben nun untersucht, ob Patienten mit dieser Diabetesform ein erhöhtes Risiko für kardiovaskuläre Komplikationen oder eine erhöhte Sterblichkeit haben.

Retinopathie deutlich häufiger als beim Typ-2-Diabetes

In die bevölkerungsbasierte Studie wurden

  • Patienten mit neu diagnostiziertem LADA (n = 550),
  • Typ-2-Diabetes (n = 2001),
  • Adult-onset-Typ-1-Diabetes (n = 1573) und
  • Menschen ohne Diabetes (n = 2355)

eingeschlossen. Die Diagnosekriterien für einen LADA waren

  • ein Alter von ≥ 35 Jahren,
  • ein GADA-Wert von ≥ 10 IU/ml und
  • ein C-Peptid-Wert von > 0,3 nmol/l.

Die Patienten wurden ausserdem in eine Gruppe mit hoher Autoimmunität (GADA median > 250 IU/ml = LADA hoch) und eine mit niedriger Autoimmunität (GADA median ≤ 50 IU/ml = LADA niedrig) eingeteilt. Die Forscher betrachteten als primären Endpunkt die Gesamtmortalität sowie die Inzidenzen von kardiovaskulären Erkrankungen, schweren diabetischen Retinopathien und schweren diabetischen Nephropathien. Das Follow-up dauerte bis zu zehn Jahre.

Die Mortalität war bei Patienten mit LADA, Typ-1-Diabetes und Typ-2-Diabetes im Vergleich zur Kontrollgruppe erhöht (Hazard Ratio, HR, 1,44 bzw. 2,31 bzw. 1,31).

In der LADA-Gruppe trat die Retinopathie häufiger auf als im Typ-2-Diabetes (HR 2,25), während die Häufigkeit von Nephropathien nicht erhöht war. Bei Patienten mit «LADA hoch» und Typ-2-Diabetes, aber ohne kardiovaskuläre Erkrankungen in der Vorgeschichte, wurde ein erhöhtes kardiovaskuläres Risiko im Vergleich zu den beiden anderen Patientengruppen festgestellt (HR 1,67 bzw. 1,53).

Ohne präzise Diagnose keine adäquate Therapie

Obwohl die LADA-Gruppe bessere Werte für Blutdruck und Blutfette aufwies, war der HbA1c-Wert höher als bei den Patienten mit Typ-2-Diabetes.

Die Forscher stellten zudem fest, dass ein beträchtlicher Anteil der LADA-Patienten keine angemessene antidiabetische Therapie erhielt. Die Behandlung des LADA sollte ihrer Meinung nach immer die Autoimmunität berücksichtigen. Eine präzise Diagnose ist jedoch Voraussetzung dafür.