Medical Tribune
2. Okt. 2023Infektionsgefahr nicht aus dem Blick lassen

Zystische Fibrose: Weiter auch auf Antibiotika setzen

CFTR-Modulatoren haben die Behandlung von Patienten mit zystischer Fibrose von Grund auf verändert. Dennoch sind auch Antibiotika weiterhin unerlässlich im Kampf gegen pulmonale Exzerbationen und bakterielle Dauerinfektionen.

Red colored multiple antibiotic resistant Pseudomonas aeruginosa bacterium - 3d illustration
Christoph Burgstedt/stock.adobe.com
Die Gabe von Antibiotika ermöglicht bei zystischer Fibrose insbesondere die Eradikation von Pseudomonas aeruginosa.

Patienten mit zystischer Fibrose (CF) haben eine genetisch bedingte Einschränkung der Funktion der membranständigen Chloridkanäle. Das betrifft meist die Funktion mehrerer Organe.

So verringert sich beispielsweise der Wassergehalt des Bronchialsekrets, und auch die Mukusproduktion ist gestört. Betroffene leiden dadurch neben zahlreichen anderen Symptomen insbesondere unter einer fortschreitenden Abnahme der Lungenfunktion.

Antibiotika und CFTR-Modulatoren als Teil der multimodalen CF-Therapie

Hintergrund der verschlechterten Lungenfunktion sind in vielen Fällen rezidivierende, meist bakterielle Atemwegsinfektionen. Antibiotika – oral, inhalativ oder kombiniert − nehmen deshalb einen festen Stellenwert in der multimodalen zystische Fibrose-Therapie ein.

Die Antibiose ermöglicht insbesondere die Eradikation des Keims Pseudomonas aeruginosa. Zudem werden sowohl andere chronische bakterielle Infekte als auch akute Exazerbationen effektiv bekämpft.

Einen deutlichen zusätzlichen Effekt bringen die in den vergangenen zehn Jahren entwickelten CFTR-Modulatoren. Sie werden mittlerweile von bis zu 90 % der Patienten genutzt. CFTR-Modulatoren korrigieren Expression und Funktion der CFTR-Proteine. Letztlich verbessern sich mukoziliäre Clear­ance und Lungenfunktion, Exazerbationen werden seltener (1).

Eltern, Patienten und Ärzte reagieren nur zögerlich auf Deeskalation

Strukturelle Lungenschäden allerdings können CFTR-Modulatoren kaum kurieren. Inwieweit sie der chronischen Atemwegsinflammation entgegenwirken, ist bisher nicht geklärt. Insbesondere fehlt es an Evidenz bezüglich der Frage, ob Patienten mit zystischer Fibrose unter der Behandlung mit CFTR-Modulatoren ihre Standardtherapie inklusive Antibiotika reduzieren oder gar absetzen können.

In bisherigen Untersuchungen zur Wirksamkeit von CFTR-Modulatoren wurde die Begleitmedikation nicht angepasst. Aktuell sind jedoch zwar zwei grosse Studien geplant, deren Design die Einsparung von mukoaktiven Substanzen vorsieht. Allerdings liegt der Fokus auf eben diesen Wirkstoffen. Und schon frühzeitig ist deutlich geworden, dass Eltern, Patienten und Ärzte zögerlich reagieren, wenn es um die Deeskalation bewährter Medikamente geht.

Ungeordnetes Antibiotika-Absetzen kann klinische Verschlechterung nach sich ziehen

Die Autoren einer aktuellen Übersichtsarbeit (1) fordern daher mehr Forschung zum Thema Biomarker. Ausserdem wünschen sie sich Langzeitstudien zu der Frage, wie CFTR-Modulatoren die Muko­viszidose-Therapie verändern könnten. Um sicherzugehen, dass eine reduzierte Antibiotika-Gabe keine (zunächst unbemerkte) weitere Schädigung der Lunge nach sich zieht, empfehlen sie ein Monitoring. Dieses sollte neben Tests wie dem Lung-Clearance-Index auch bildgebende Verfahren (CT, MRT) umfassen. Sputum-Kulturen sind zur Überprüfung des Infektionsstatus wenig geeignet, da Patienten unter CFTR-Modulatoren meist deutlich weniger Sputum produzieren können.

Bis auf Weiteres raten die Autoren hingegen davon ab, die bisherige Therapie inklusive der inhalativen Antibiotika zugunsten von CFTR-Modulatoren zu modifizieren. Dies könne zwar die Behandlung vereinfachen, erhöhe aber das Risiko für eine klinische Verschlechterung infolge von bakteriellen Atemwegsinfekten.