Harnwegsinfekte erkennen und sinnvoll behandeln
Harnwegsinfektionen sind meist harmlos, können aber zu schwerwiegenden Komplikationen führen. So gehören sie etwa zu den häufigsten Ursachen von im Spital auftretenden sekundären Sepsisfällen. Umso wichtiger, sie gut zu erkennen und rechtzeitig zu behandeln – aber nicht überzubehandeln.
Die Hälfte aller Frauen leidet mindestens einmal in ihrem Leben an einem Harnwegsinfekt (HWI). Aktuell geht man davon aus, dass mindestens 5 Prozent aller Frauen unter rezidivierenden HWI leiden. Hochgerechnet auf die Schweiz betrifft das mehr als 200.000 Frauen (1).
Der Komplikationsgrad bestimmt die Antibiose
Ein HWI gilt als kompliziert, wenn im Harntrakt Nierenfunktionsstörungen, relevante funktionelle oder anatomische Anomalien oder Begleiterkrankungen vorliegen. Ein Harnwegsinfekt beim Mann wird grundsätzlich immer als kompliziert angesehen. Dies wird in der Praxis neuerdings nicht mehr so streng umgesetzt: Bei Männern ohne neurogener Blasenstörung, mit leichter oder moderater Dysurie und Pollakisurie, und ohne Anhaltspunkte für eine Infektion ausserhalb der Blase, kann auch von einem unkomplizierten HWI ausgegangen werden.