Medical Tribune
15. Juni 2022Empfehlungen für die Hausarztpraxis

Alkoholsucht – Zuallererst ein Problembewusstsein schaffen

Alkoholbezogene Störungen sind auch in der Schweiz mit rund 20 Prozent der Bevölkerung ein weitverbreitetes Phänomen mit hoher volkswirtschaftlicher Belastung. Dabei sind die Übergänge von einem regelmässigen über den problematischen Konsum bis hin zur Alkoholabhängigkeit fliessend.

Erstes Ziel der hausärztlichen Behandlung ist es, einen möglichen Alkoholmissbrauch erst bewusst zu machen.
iStock/66North

In der Schweiz liegt der jährliche Pro-Kopf-Konsum von Alkohol bei durchschnittlich 7,6 Liter reinem Alkohol. Das entspricht im Mittel 52,8 Liter Bier, 31,5 Liter Wein und 3,8 Liter Spirituosen und 1.6 Liter Apfelwein pro Einwohnerin und Einwohner (die Daten stammen von 2020, 1). Bekanntlich steigt mit der Alkoholmenge auch das Krankheitsrisiko – und damit auch die Belastung des Gesundheitssystems: In der Schweiz verursacht das Genussmittel rund neun Prozent der gesamten Krankheitslast – sowie jährliche Kosten für das Sozialsystem zwischen vier und 6,5 Milliarden CHF (siehe Kasten).

Alkoholkonsum in der Schweiz (2)

  • Alkohol verursacht in der Schweiz 9 Prozent der gesamten Krankheitslast (> 60 verschiedene Erkrankungen, vorzeitiger Tod) sowie soziale Kosten zwischen 4 bis 6.5 Milliarden CHF pro Jahr.
  • Rund 250.000 Personen in der Schweiz sind alkoholabhängig oder zumindest stark alkoholgefährdet, davon rund zwei Drittel Männer.
  • Zirka 20 Prozent der Bevölkerung haben einen problematischen Alkoholkonsum, 10,9 Prozent trinken täglich Alkohol, 10,3 Prozent betreiben Rauschtrinken mindestens einmal pro Woche und 4,3 Prozent werden unter chronisch risikoreichem Alkoholkonsum eingestuft.
  • Der grösste Anteil der Alkoholabhängigen (75 Prozent) wird zumindest einmal pro Jahr von Allgemeinärzten gesehen. Sie suchen den Arzt oft aus anderen Gründen auf.

Früherkennung und Frühintervention in der Hausarztpraxis wichtig

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