Medical Tribune
27. Jan. 2022Joggen plus ...

Bei Diabetespatienten punktet die Kombination verschiedener Aktivitäten

Sowohl Kraft- als auch Ausdauertraining haben einen positiven Einfluss auf die Gesundheit von Patienten mit Diabetes. Eine Kombination aus beiden Methoden scheint die grössten Effekte zu haben – nicht nur hinsichtlich der Blutzuckerkontrolle.

A pair of blue running shoes hanging from a hook. Isolated on a white background.
iStock/chictype

Dass Menschen mit Diabetes von Bewegung profitieren, ist kein Geheimnis. Die positiven Effekte reichen von einer erhöhten Insulinproduktion im Pankreas über verringerte Entzündungen im Fettgewebe bis hin zu einer gesteigerten Insulinsensitivität in Muskeln und Leber. Aber welche Art der körperlichen Betätigung ist eigentlich besser – Ausdauer- oder Krafttraining?

Da Diabetes mit verschiedenen Komorbiditäten einhergehen kann, ist es für Patienten wichtig, jeden «Bewegungsschnipsel» zu sammeln und nach Möglichkeit teilweise sogar hochintensiv zu trainieren, sagte Professor Dr. Lars Donathvon der Deutschen Sporthochschule Köln. Gleichzeitig muss auf regelmässige Sporteinheiten geachtet werden. Schon akute Ausdauertrainingsprozesse können die Insulinsensitivität verbessern. Setzt man aber sechs Tage aus, so geht diese rasch wieder auf Vortrainingsniveau zurück. «Wir sollten lieber versuchen, in einer höheren Frequenz als mit grösseren Abständen ein hohes Volumen zu trainieren», empfahl der Referent.

Kurze hochintensive Belastungen sind effektiv

Zusammenfassend sei Ausdauertraining für die glykämische Kontrolle hilfreich und könne die Insulinsensitivität und Leistungsfähigkeit verbessern, so Prof. Donath. Dabei hätten kurze hochintensive Belastungen – etwa in Form von Sprintintervallen – einen ähnlich guten Effekt auf die Anpassung der Glukoseregulation und erforderten gleichzeitig nur ein geringeres Trainingsvolumen.

Etwa 70–80 % der insulinstimulierten Glukoseaufnahme des Körpers passiert im Muskel, sagte Dr. Dominik Pesta vom Deutschen Diabetes-Zentrum Düsseldorf. Bei Menschen mit Typ-2-Diabetes sei der grösste Teil der verminderten insulinvermittelten Zuckerverwertung mit einem Defekt der muskulären Glukoseaufnahme erklärbar. Allerdings lasse sich diese durch Muskelkontraktion stimulieren.

Dr. Pesta verwies auf eine Studie, wonach sich nach einem sechswöchigen Krafttraining, das fünfmal pro Woche durchgeführt wurde, die Insulinsensitivität von Typ-2-Diabetikern verglichen mit einer Kontrollgruppe ohne jegliches Training um fast 50 % verbesserte. Ausserdem nahm die Muskelkraft um 16 % zu. In Bezug auf die Verringerung des Leberfettgehalts scheinen Kraft- und Ausdauerprogramme ähnlich effektiv zu sein. Krafttraining hat aber noch weitere positive Effekte:

  • Es reduziert epikardiales und perikardiales Fettgewebe.
  • Es erhöht die Knochendichte und verbessert die Gleichgewichtsfähigkeit.
  • Es senkt das Risiko für Typ-2-Diabetes (bei Gesunden) und kardiovaskuläre Erkrankungen – ein zusätzliches Ausdauertraining verstärkt diesen Effekt.
  • Es verbessert unter anderem die Gefäss- und die Immunfunktion, den Blutdruck, die körperliche Leistungsfähigkeit, die oxidative Kapazität sowie das Blutfettprofil.

Grundsätzlich sollte Krafttraining in den Empfehlungen eine zumindest gleichrangige Position einnehmen wie Ausdauersport, meinte Dr. Pesta. Beide Referenten waren sich aber einig, dass mit einer Kombination aus beidem die besten Effekte erzielt werden können.

Deutscher Diabetes Kongress 2021