Medical Tribune
8. Mai 2023Nach Covid-19 wieder durchstarten

Covid-Infektion – «Wann darf ich wieder Sport machen?»

Impfungen und die neuen Virusvarianten haben dazu geführt, dass viele SARS-CoV-2-­Infektionen milder verlaufen als zu Beginn der Pandemie. So sind auch die Empfehlungen für Sportler nach durchgemachter Erkrankung merklich liberaler geworden.

Sport ist nach Covid-19 meist schon nach kurzer Zeit wieder möglich.
Pixfly/gettyimages

Die Return-to-Sports-Empfehlungen nach einer Coronavirusinfektion orientieren sich jetzt vor allem an den Symptomen, erklärt PD Dr. Pascal­ Bauer­ von der Medizinischen Klinik I am Universitätsklinikum Giessen­ (1).

Langfristige kardiale Folgen sind bei Sportlern selten

In einer Auswertung der Gesundheitsdaten von 147 Leistungssportlern im Durchschnittsalter von 25 Jahren aus den Jahren 2020 und 2021 dominierten Fatigue, trockener Hus­ten, Kopfschmerzen und Fieber. 2022 führten laut WHO dagegen eher leichtere Beschwerden wie Halskratzen, Rhinitis oder unproduktiver Husten die Liste an.

Inzwischen weiss man auch, dass kardiale Symptome und langfristige Folgen für das Herz im Zuge einer Corona­virusinfektion bei Athleten selten sind. In einer Studie mit 90 Teilnehmern fanden sich z.B. nur bei dreien entsprechende Komplikationen: eine Myokarditis und zwei Perikarditiden.

Gerade die vielfach gefürchtete Myokarditis ist in allen bisherigen Untersuchungen eher selten zu beobachten gewesen, die Raten schwanken zwischen 0,6 und zwei Prozent. Heute wird eine klinisch begründete Diagnostik empfohlen, erklärt PD Dr. ­Bauer. Wenn also kardiale Symptome oder auffällige ­Biomarker vorliegen, sollte eine MRT erfolgen.

Bei asymptomatischem Verlauf reichen drei Tage Trainingspause

Nach den aktuellen, symptom­orientierten Empfehlungen der Deutschen Gesellschaft für Sportmedizin und Prävention reichen für Athleten mit asymptomatischen Verläufen drei Tage Trainingspause aus. Alle anderen (s. Tabelle) sollten während der symptomatischen Krankheitsphase und drei Tage darüber hinaus pausieren. Die ärztliche Diagnostik ist bei asymptomatischen und milden Verläufen nur bei Zeichen einer Herzbeteiligung erforderlich.

Das Training sollte nach leichten Infektionen mit mittlerer Intensität starten. Wettkampftauglichkeit besteht nach zehn Tagen, bei Freigabe durch den Arzt auch früher. Sportler mit moderater oder schwerer Infektion bedürfen der ärztlichen Betreuung.

Moderat Erkrankte bekommen neben der körperlichen Untersuchung ein Ruhe-EKG und das Basislabor, bei kardialen Symp­tomen zuätzlich eine Messung von Troponin und NT-pro-BNP, Echokardiografie und Ergometrie. Liegen Zeichen einer pulmonalen Beteiligung vor, stehen Blutgas­analyse, Lungenfunktionsprüfung und Spiroergometrie an.

Patienten mit schweren Verläufen erhalten eine individuelle Diag­nostik und spätere Freigabe. Wann moderat und schwer Betroffene das Training wieder aufnehmen dürfen, wird im Einzelfall entschieden.

Hobbysportler brauchen länger

Die Empfehlungen basieren auf den Daten von Leistungssportlern, erklärt PD Dr. ­Bauer. «Bei Hobbysportlern sehen wir häufig längere Rekonvaleszenzzeiten oder sie brauchen länger, um sich nach sportlichen Aktivitäten zu erholen.» Ihnen werden daher längere Erholungszeiten angeraten.

Schweregrade bei COVID-19

  • mild: subfebrile Temperaturen, Husten, Schnupfen > 3 Tage, Halsschmerzen, Krankheitsgefühl, Unwohlsein
  • moderat: Fieber > 38,5 °C, Kopf-/Gelenk-/Gliederschmerzen, Husten > 3 Tage, Dyspnoe in Ruhe, Palpitationen, starkes Krankheitsgefühl, Fatigue
  • schwer: stationärer Aufenthalt, intensivmedizinische Behandlung