Medical Tribune
23. Okt. 2023Mehr Klarheit über Resektionen

EORTC-Konsens für NSCLC in Stadium III

Das heterogene Bild von NSCLC in Stadium III erschwert ein einheitliches Vorgehen hinsichtlich OP-Indikationsstellung. Die EORTC-Initiative will Abhilfe schaffen und befragte weltweit Experten. Nun liegt eine Einteilung in eindeutig, potenziell und nicht-resektabel vor. Doch in manchen Fällen bedarf es weiterer Studiendaten.

Ein neuer EORTC-Konsens bietet mehr Klarheit zu Resektionen im Stadium III.
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Die Lung Cancer Group der European Organisation for the Treatment and Research of Cancer (EORTC) startete vor einiger Zeit diese Initiative, um zu einem internationalen Konsens für eine Definition der Resektabilität des Stadium-III-NSCLC zu kommen.

Sie sah neben einer umfassenden Literaturrecherche eine Erhebung der derzeitigen klinischen Praxis sowie multidisziplinäre Diskussionen von 105 kritischen klinischen Fällen mit dieser Indikationsstellung vor.

Die EORTC sowie fünf weitere internationale Fachgesellschaften befragten 558 Experten aus der Onkologie, Pneumologie, Strahlentherapie, Thoraxchirurgie, Radiologie und Pathologie (1). Mit rund 81 Prozent arbeitete die Mehrheit an grossen, spezialisierten Zentren mit viel Erfahrung.

Nur T3N1 anfangs als resektabel eingestuft

37 mögliche TNM-Kombinationen eines NSCLC­ (entsprechend der 8. Ausgabe der TNM-Klassifikation) standen zur Diskussion. Ein Konsens über die Resektablität war erreicht, berichtet Ilias Houda von der Amsterdam UMC, wenn mindestens drei Viertel aller Teilnehmer die gleiche Antwort gaben.

Als klar resektabel wurde das Stadium T3N1 gewertet, während neun weitere Situationen als potenziell und 17 als nicht-resektabel eingestuft wurden. Bei elf TN-Kombinationen bestand kein Konsens.

Die Thoraxchirurgen tendierten eher dazu, kritische Konstellationen als potenziell operabel zu beurteilen. 89 Prozent aller Experten empfahlen, eine Resektion nach erfolgreichem Down­staging auf Chemoimmuntherapie durchzuführen.

Entscheidung weiterhin im Tumorboard treffen

In einer finalen DELPHI-Runde wurden im März diesen Jahres strittige Fälle abschliessend diskutiert. Den dabei erreichten Konsens über die Resektabilität von Tumoren im Stadium III stellte Dr. ­Mariana ­Brandao, Institut Jules Bordet, Brüssel, vor (2).

Als eindeutig resektabel gelten demnach:

  • T1–2-Tumoren mit einzelnen N2-Lymphknotenstationen,
  • T3-Tumoren mit oder ohne Satelliten oder Invasion und mit N1- oder einzelnen N2-Lymphknoten-Stationen sowie
  • T4-Tumoren mit oder ohne Satelliten und mit N0- bis einzelnen N2-Stationen.

Als potenziell resektabel werden eingestuft:

  • T1–4-Tumoren mit multiplen N2-Stationen, die aber nicht «bulky» dürfen, und nichtinvasiv sein müssen
  • alle invasiven T4-Tumoren mit den Nodalstadien N0 bis zu einzelnen N2-Stationen.

Klar nicht-resektabel sind hingegen lediglich die Stadien

  • N2 «bulky» und
  • N2 invasiv sowie
  • N3, wobei als Ausnahme T1–2 mit N2 «bulky» als unklar resektabel deklariert wird.

Potenziell resektable Erkrankungen erweitert

Mit dieser Definition, fasst Dr. ­Brandao zusammen, wird vor allem die Gruppe der potenziell resektablen Erkrankungen erweitert.

Sie kann zunächst Einschlusskriterien für spezifische klinische Studien liefern, wobei insbesondere multiple N2-Stadien ein Bereich sind, in dem weitere Forschung nötig ist. In solchen Studien werden sich in der Zukunft R0-Resektionsraten erheben lassen, mit denen die Anwendbarkeit dieser Kriterien weiter präzisiert werden kann.

Solange hierzu keine belastbaren Daten vorliegen, ist die Entscheidung über die beste Behandlungsstrategie letztendlich weiterhin individuell vom multidisziplinären Tumorboard der jeweiligen Institution zu treffen.

Rationale

Das NSCLC im klinischen Stadium III ist ein sehr heterogenes Krankheitsbild: Es kann kleine wie ziemlich grosse Primärtumoren umfassen, die unter Umständen wichtige thorakale Strukturen infiltrieren und bei denen überdies Lymphknoten in unterschiedlichster Zahl, Grösse und Lokalisation beteiligt sein können.

Ob ein solcher Tumor im Stadium III resektabel ist, ist nicht immer leicht zu entscheiden und hängt stark von der Expertise des multidisziplinären Teams vor Ort ab. Eine möglichst einheitliche Definition von Resektabilität, nach Einführung von Immuntherapien in die neoadjuvante Behandlung von Stadium-III-Tumoren, ist ein dringendes Desideratum, um die tägliche Praxis in verschiedenen Zentren sowie die Einschlusskriterien für klinische Studien stärker zu vereinheitlichen. Die EORTC-Initiative will mehr Klarheit in diese Problematik bringen.