Medical Tribune
7. Okt. 2024Charakteristische Signaturen

Mit dem Metabolom Krebsdiagnose bei Rheuma optimieren

Bei Patienten mit entzündlich-rheumatischer Erkrankung fällt es oft schwer, ein gleichzeitig bestehendes Malignom frühzeitig zu erkennen. Eine neue Studie zeigt, dass spezifische Veränderungen im Metabolom eine zuverlässige Krebsdiagnose ermöglichen könnten.

Das Metabolom könnte sich als sinnvoll bei der Krebsdiagnose von Rheuma-Patienten erweisen.
The Little Hut/stock.adobe.com, generiert mittels KI

Paraneoplastische Syndrome verursachen oft die gleichen Beschwerden wie rheumatische Erkrankungen. Typisch sind etwa Gelenk- und Muskelschmerzen, Vaskulitiden oder Hautverdickungen.

Wegweisende paraneoplastische Symptome übersieht man daher leicht, weil man sie fälschlicherweise der Grunderkrankung zuschreibt. Eine Studie weckt Hoffnung, dass bei unklarem klinischen Verlauf charakteristische Veränderungen des Metaboloms die Krebsdiagnose beschleunigen könnten (1).

Das Metabolom als potenzieller Schlüssel zur Krebsdiagnose

Seit Längerem ist bekannt, dass sowohl Krebs als auch rheumatische Erkrankungen zu nachweisbaren Veränderungen des Metaboloms im Serum führen, schreiben Dr. Karolina Gente, Sektion Rheumatologie der Medizinischen Klinik V, Universitätsklinikum Heidelberg, und Kollegen.

Sie haben das Metabolom von je gut 50 Patienten mit rheumatoider Arthritis (RA) mit bzw. ohne (frühere oder bestehende) Krebserkrankung verglichen.

Biomarker-Analyse: Acetat, Glycin, Kreatinin und Lipide im Fokus

Der Analyse mittels Kernspinresonanzanalyse zufolge zeigte sich eine bestimmte Zusammensetzung von Acetat, Kreatinin, Glycin und Format in Kombination mit bestimmten Lipidsignalen (L1/L6-Verhältnis) als für Krebs charakteristisch.

In einer verblindeten Validierung mit an RA oder Spondyloarthritis Erkrankten, von denen einige zusätzlich eine Krebsdiagnose hatten, erwies sich der Metabolom-Biomarker als hochspezifisch und hochsensitiv für die Krebsdiagnose – unabhängig von der Art des Malignoms.

Darüber hinaus konnte das Metabolom-Set mit vergleichbarer Genauigkeit Krebs auch bei Menschen mit paraneoplastischen Syndromen vorhersagen. Das funktionierte unabhängig von Alter, BMI, Krankheitsaktivität und Behandlung sowie auch bei nichtinvasiven Tumoren wie nichtmelanozytärem Hautkrebs.

Zukunftsperspektiven: Einsatz des Metabolom-Biomarkers zur Krebsüberwachung

Nach Ansicht der Autoren könnte das Modell – sobald es in grösseren, multiethnischen Kohorten validiert ist – bei Patienten mit rheumatischen Erkrankungen und Verdacht auf Krebs die Diagnose erheblich unterstützen.

Ausserdem könnte der Metabolom-Biomarker als Überwachungsinstrument für diejenigen mit hohem Krebsrisiko dienen, schlagen die Autoren vor.