Medical Tribune
4. Juni 2024Möglichkeit für Absetz-bedingten Rezidiv

Polymyalgia rheumatica: Sarilumab hilft beim Glukokortikoid-Ausschleichen

Die Polymyalgie rheumatica bereitet in der Rheumatologie aufgrund des häufig langfristig hohen Bedarfs an Glukokortikoiden Sorgen. Sarilumab könnte hier eine Lösung bieten, da es die Remission fördert und hilft, den Einsatz von Steroiden zu reduzieren.

PMR-Betroffene schafften es unter Sarilumab besser, ihre Glukokortikoide zu reduzieren oder abzusetzen.
agenturfotografin/stock.adobe.com

Glukokortikoide lindern bei Polymyalgia rheumatica in der Regel schnell und zuverlässig Schmerzen und Muskelsteifigkeit. Die Herausforderung besteht darin, den anfänglichen Therapieerfolg aufrechtzuerhalten und gleichzeitig die Glukokortikoid-Dosis zu verringern.

Eine neue Phase-III-Studie mit PMR-Patienten deutet darauf hin, dass der Interleukin-6-Rezeptorantagonist Sarilumab bei der Erkrankung helfen kann, Glukokortikoide einzusparen.

Sarilumab erhöhte Remissions- und senkte Rezidivraten

Die von einem US-amerikanischen Forscherteam durchgeführte Untersuchung schloss 118 Teilnehmer ein. Sie alle wiesen unter einer Dosis von ≥ 7,5 mg/d Prednison erhöhte Entzündungszeichen auf (BSG ≥ 30 mm/h oder CRP ≥ 10 mg/l) und hatten in den letzten zwölf Wochen vor Studien­beginn mindestens einen Krankheitsschub erlitten.

Die Verumgruppe (60 Patienten) erhielt dabei über 52 Wochen zweimal monatlich 200 mg Sarilumab subkutan sowie 14 Wochen lang Prednison. Die Vergleichsgruppe (58 Patienten) erhielt Placebo und über 52 Wochen durchgehend Prednison. Beide Gruppen begannen mit 15 mg/d Prednison für zwei Wochen, gefolgt von einem verblindeten Ausschleichplan. Die Bedarfsmedikation erlaubte Prednison ≤ 5 mg/d.

Nach 52 Wochen befanden sich 28 Prozent der Patienten unter Sarilumab in Remission (symptomfrei mit normalen CRP-Spiegeln während des Taperings), verglichen mit zehn Prozent unter Placebo. 24 Prozent der Patienten unter Sarilumab erlitten nach der Remission erneut einen Krankheitsschub, während es in der Placebogruppe bei 57 Prozent der Teilnehmer der Fall war.

Die Prednison-Bedarfsmedikation benötigten in der Sarilumab-Gruppe 32 Prozent der Patienten, gegenüber 59 Prozent in der Placebogruppe. Die mediane kumulative Glukokortikoiddosis betrug unter Sarilumab dabei 777 mg und unter Placebo 2044 mg.

Der Bedarf an Prednisonmedikation betrug 32 Prozent in der Sarilumabgruppe und 59 Prozent in der Placebogruppe.

Mehr Neutropenien und Arthralgien in der Verum-Gruppe

Unter Sarilumab traten im Vergleich zu Placebo häufiger Nebenwirkungen auf, darunter

  • Neutropenie (15 % vs. 0 %),
  • Arthralgie (15 % vs. 5 %) und
  • Diarrhöen (12 % vs. 2 %).

12 Prozent der Teilnehmer in der Sarilumab-Gruppe brachen die Therapie deshalb ab, während es unter Placebo sieben Prozent waren.

In einem begleitenden Editorial betont Professor Dr. Daniel Aletaha von der Universität Wien, dass das Risiko von Nebenwirkungen im Verhältnis zur erwarteten Einsparung von Glukokortikoiden sorgfältig abgewogen werden sollte. Die Ergebnisse sind vielversprechend, jedoch bleibt die Frage offen, welches Behandlungsschema für welche Patienten geeignet ist.