Medical Tribune
3. Mai 2024Knochen aufbauen bei Glukokortikoid-induzierter Osteoporose

GIOP: Romosozumab und Denosumab im Direktvergleich

Die Glukokortikoid-induzierte Osteoporose (GIOP) ist eine häufige und schwerwiegende Nebenwirkung der Glukokortikoid-Therapie. Bereits in den ersten Monaten der Behandlung kann es zu einem starken Knochenmasseverlust und einem erhöhten Frakturrisiko kommen. Eine neue Studie verglich Romosozumab mit Denosumab als Therapieoption für die GIOP.

Bei der 71-jährigen GIOP-Patientin sieht man im 3D-CT-Scan eine Fraktur von L3.
Science Photo Library/Zephyr

Die Forscher aus Hongkong führten dazu eine randomisierte Studie durch, bei der sie Romosozumab mit Denosumab bei Hochrisiko-Patienten mit GIOP verglichen.

Teilnehmen konnten Patienten mit einem erhöhten Risiko für osteoporotische Frakturen (DEXA T-Score ≤ -2,5 [≥ 40 Jahre], Z-Score ≤ -3,0 [< 40 Jahre] oder hohes Frakturrisiko im FRAX), die seit mindestens einem Jahr täglich mindestens 5 mg Prednisolon einnahmen.

Bei der 71-jährigen GIOP-Patientin sieht man im 3D-CT-Scan eine Fraktur von L3.
Science Photo Library/Zephyr

Bei der 71-jährigen GIOP-Patientin sieht man im 3D-CT-Scan eine Fraktur von L3.

Alle Teilnehmer erhielten Kalzium und Vitamin D, und eine vorherige Behandlung mit Bisphosphonaten wurde abgesetzt.

Die Teilnehmer erhielten randomisiert entweder für zwölf Monate Romosozumab (210 mg s.c. 1 ×/Monat) oder für sechs Monate Denosumab (60 mg s.c. alle sechs Monate). Anschliessend erhielten beide Gruppen für ein weiteres Jahr Denosumab.

Der primäre Endpunkt der Studie war die Veränderung der Knochendichte in der Lendenwirbelsäule (LWS) nach zwölf Monaten im Vergleich zum Ausgangswert. Weitere Endpunkte waren

  • die Veränderung der Knochendichte in der Hüfte,
  • Veränderungen der Knochenumbaumarker CTX und Prokollagen Typ 1 N-terminales Propeptid (P1NP),
  • das Auftreten neuer Frakturen,
  • die Veränderung der Knochendichte in LWS und Hüfte nach 24 Monaten sowie
  • das Auftreten von Nebenwirkungen.

Die Hälfte hatte bereits osteoporotische Frakturen erlitten

Von den ursprünglich 70 rekrutierten GIOP-Patienten, von denen 96 Prozent weiblich waren, beendeten 63 die Studie. Das mittlere Alter betrug dabei 62,6 Jahre und die mittlere Prednisolon-Dosis betrug 6,6 mg/Tag.

Vor Beginn der Studie hatten 47 Prozent der Patienten eine Bisphosphonat-Therapie erhalten, 50 Prozent hatten bereits eine osteoporotische Fraktur erlitten. Die Gruppen waren zu Beginn der Studie in Bezug auf demografische Daten und Frakturrisiko vergleichbar.

Höhere LWS-Knochendichte mit Romosozumab

Nach zwölf Monaten war in beiden Gruppen die Knochendichte in der LWS unter Romosozumab-Therapie um 7,3 und unter Denosumab-Therapie um 2,3 Prozent signifikant angestiegen. Nach Anpassung für Alter, Geschlecht, Osteoporose-Risiko und Prednisolon-Dosis zeigte sich eine signifikante Überlegenheit für Romosozumab.

Auch in der Hüfte stieg die Knochendichte um jeweils 1,6 Prozent. Hier gab es keinen Unterschied zwischen den Gruppen. Unter Denosumab-Therapie wurden sowohl CTX (-34,7 %) als auch P1NP (-35,1 %) signifikant reduziert. In der Romosozumab-Gruppe waren die CTX-Werte nicht signifikant reduziert (-18,1 %), während P1NP (+1,7 %) mit grosser Streuung anstieg.

Nur eine neue Fraktur unter Romosozumab-Behandelten

In den ersten zwölf Monaten gab es nur eine neue Fraktur in der Romosozumab-Gruppe. Schwerwiegende Nebenwirkungen traten in der Studie bisher keine auf. In der Romosozumab-Gruppe traten häufiger lokale Schmerzen und Rötungen an der Injektionsstelle auf. Die Daten für 24 Monate stehen noch aus.

Bei Patienten, die langfristig mit Glukokortikoiden behandelt werden und ein hohes Frakturrisiko haben, ist die Romosozumab-Therapie der Denosumab-Therapie in Bezug auf die Zunahme der Knochendichte in der LWS überlegen. Beide Substanzen wurden gut vertragen, fassen die Autoren die Ergebnisse zusammen. Romosozumab könnte somit eine neue Behandlungsoption für GIOP darstellen.