Medical Tribune
13. Nov. 2023Psychoedukation und Bewegungssensoren

Kognitive Funktionstherapie bei chronischem Rückenschmerz

Die kognitive Funktionstherapie ist ein neuer nichtmedikamentöser Ansatz bei chronischen Rückenschmerzen. Eine Studie konnte nun zeigen, dass diese Kombination aus kognitiver Therapie und Biofeedback langfristig wirksam ist. Die Behandlung verbessert nicht nur die Einschränkungen der Patienten, sondern ist auch wirtschaftlich sinnvoll.

Die kognitive Funktionstherapie verbesserte langfristig den chronischen Rückenschmerz.
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Kreuzschmerzen bleiben in der Regel nur über einen begrenzten Zeitraum bestehen. Doch 20–30 Prozent der ­Betroffenen entwickeln Beschwerden, die länger als drei Monate andauern und mit einem hohen Grad an Behinderung einhergehen (chronischer Rückenschmerz). Das ist auch bei Vielen mit Einbussen in der Erwerbstätigkeit verbunden.

Die meisten therapeutischen Massnahmen haben dabei nur vorübergehende Wirkung und sind nur schwach bis mässig effektiv.

Kognitive Therapie mit Biofeedback kombiniert

Ein neuer Ansatz zur Behandlung chronischer Schmerzen ist die kognitive Funktionstherapie (CFT), die schmerzbezogene Wahrnehmungen, Emotionen und Verhaltensweisen einbezieht. Australische Forscher haben untersucht, wie gut die kognitive Funktionstherapie in Kombination mit Biofeedback wirkt. Dabei erhalten die Betroffenen in Echtzeit Rückmeldungen über ihre Körperhaltung und ihr Bewegungspensum.

Um dies zu untersuchen, führten die Forscher eine randomisierte, kontrollierte Phase-III-Studie in 20 physiotherapeutischen Kliniken in Australien durch. Teilnehmer waren Erwachsene mit Schmerzen im unteren Rücken, die bereits länger als drei Monate andauerten und zu einer mässigen oder stärkeren Einschränkung der körperlichen Aktivität führten. Personen mit schweren Wirbelsäulenerkrankungen wurden ausgeschlossen.

Insgesamt nahmen 492 Teilnehmer an der Studie teil und wurden nach dem Zufallsprinzip in drei Gruppen eingeteilt: übliche Behandlung (n = 165), kognitive Funktionstherapie einschliesslich Biofeedback (n = 163 und Funktionstherapie einschliesslich Schein-Biofeedback (n = 164).

Aktivitäts- und wirtschaftliche Endpunkte verbessert

Der primäre klinische Endpunkt der Studie war die Einschränkung der Aktivität nach 13 Wochen, die von den Teilnehmern selbst anhand des Roland Morris Disability Questionnaire (RMDQ) eingeschätzt wurde. Dieser Fragebogen umfasst 24 Aussagen wie  «Wegen meiner Rückenschmerzen bleibe ich den grössten Teil des Tages zu Hause». Der primäre wirtschaftliche Endpunkt waren qualitätsbereinigte Lebensjahre (QALYs).

Die CFT wurde von speziell geschulten Physiotherapeuten durchgeführt und umfasste bis zu sieben Behandlungssitzungen über einen Zeitraum von zwölf Wochen, gefolgt von einer Auffrischungssitzung. In der Therapie wird der Schmerz als biopsychosoziales Phänomen betrachtet und mit dem Patienten besprochen, welche funktionalen Ziele er erreichen möchte. Entspannungstechniken und eine schrittweise Exposition sollen den Betroffenen dabei helfen, sich wieder Bewegungen zuzutrauen, die sie aufgrund von Schmerzen vermieden haben.

In beiden Biofeedbackgruppen trugen die Teilnehmer Bewegungssensoren über dem Os sacrum und L1. In der Verumgruppe waren diese Sensoren mit einem Smartphone verbunden und zeichneten Bewegungsmuster auf. Bei ungünstigen Körperhaltungen wurden Alarme ausgelöst.

Effekt hielt über ein Jahr an

Sowohl die Kombination der kognitiven Funktionstherapie mit echtem Biofeedback als auch mit Schein-Biofeedback führte zu einer effektiveren Verbesserung der Einschränkung der Patienten im Vergleich zur üblichen Behandlung. Dieser Effekt hielt ein Jahr lang an. Darüber hinaus erwiesen sich beide Interventionen als wirtschaftlicher in Bezug auf QALYs und Produktivität.