Medical Tribune
17. Mai 2013Hypofraktionierten adjuvanten Bestrahlung

Strahlentherapie beim Mamma-Ca bald weniger toxisch?

Professor Dr. John Yarnold, Klinischer Onkologe am Krebsforschungszentrum in London, sprach von wichtigen, praxisrelevanten Ergebnissen. Für Grossbritannien sieht er in der hypofraktionierten adjuvanten Bestrahlung bereits einen neuen Standard für Patientinnen mit frühem Mammakarzinom.

Die START-Studie besteht aus zwei Teilen – START A und START B. Für die Untersuchung wurden im Zeitraum zwischen 1999 und 2002 insgesamt 4451 Patientinnen mit frühem, R0-reseziertem invasivem Mammakarzinom rekrutiert. Im Kontrollarm erhielten die Patientinnen die adjuvante Standardbestrahlung mit 50 Gy über 25 Fraktionen, alle fünf Wochen.

Eine Studie überprüft die Wirksamkeit hypofraktionierter Bestrahlung bei Patientinnen mit Mammakarzinom

Diese wurde mit unterschiedlichen Konzepten einer hypofraktionierten Bestrahlung verglichen. Die Patientinnen wurden jeweils mit einer niedrigeren Gesamtstrahlendosis behandelt. Diese wurde aber auf weniger Fraktionen verteilt, sodass die einzelne Strahlendosis etwas erhöht war.

In START A applizierte man alternativ 41,6 Gy bzw. 39 Gy über jeweils 13 Fraktionen, alle fünf Wochen, in START B waren es 40 Gy über 15 Fraktionen, alle drei Wochen. Ziel war es auch, die Behandlung zu verkürzen. Den primären Endpunkt stellte die lokoregionale Rezidivrate dar.

Weniger Rezidive nach hypofraktionierter Bestrahlung 

Die Patientinnen aus 35 britischen Zentren wurden über insgesamt 9,3 Jahre (START A) bzw. 9,9 Jahre (START B) nachbeob­achtet. Das mediane Alter betrug bei Studienbeginn 57 Jahre. Mehrheitlich (85 bis 92 %) waren die Patientinnen brusterhaltend operiert worden. Gut die Hälfte hatte einen Primärtumor unter 2 cm (pT) und jeweils etwa ein Drittel der Patientinnen hatte einen G3-Tumor bzw. befallene Lymphknoten.

Eine adjuvante Behandlung mit Tamoxifen erhielten 79 % bzw. 87 %, eine adjuvante Chemotherapie 36 % bzw. 22 % der Patientinnen. Die lokoregionale Rezidivrate liess sich tendenziell sogar senken:

  • In START-A betrug sie nach zehn Jahren 7,4 % im Standardarm vs. 6,3 % bzw. 8,8 % unter hypofraktionierter Bestrahlung.
  • In START-B entwickelten 5,5 % der Patientinnen im Standardarm ein Rezidiv gegenüber 4,3 % unter der hypofraktionierten Bestrahlung.

Weniger Nebenwirkungen bei geringeren Strahlendosen

Die neue Methode bot zudem Vorteile in puncto Nebenwirkungen: Speziell Brustödeme, Teleangiektasien, Brustverhärtungen und Einschrumpfungen traten seltener auf. Im Langzeitverlauf wurden insbesondere kardiale Komplikationen (bei insgesamt niedriger Inzidenz, < 3 %) seltener beobachtet.

Die Ergebnisse verdeutlichen die hohe Strahlensensibilität des Mammakarzinoms und dass der Effekt der Therapie über mindestens zehn Jahre anhält, so Prof. Yarnold. Das gute Abschneiden der hypofraktionierten Bestrahlung erklärt der Experte damit, dass kleine Strahlendosen (Fraktionen bis 2 Gy) das Tumorgewebe nicht stärker belasten als das gesunde Gewebe. Etwas höhere Einzeldosen (über 2 Gy), wie sie bei der hypofraktionierten Bestrahlung eingesetzt werden, haben dagegen einen stärkeren antitumorösen Effekt.

Hypofraktionierte Bestrahlung: geringere Gesamtdosis bei gleicher Wirksamkeit

Daher ist die hypofraktionierte Bestrahlung trotz der niedrigeren Gesamtdosis mindestens so effektiv wie 50 Gy über 25 Fraktionen. Speziell die Applikation von 40 Gy über 15 Fraktionen, alle drei Wochen appliziert, ist laut Prof. Yarnold eine wirksame und gut verträgliche Alternative.

Quelle: 35th Annual San Antonio Breast Cancer Symposium 2012