Medical Tribune
16. Feb. 2024Clozapin könnte die Darmflora verändern

Mikrobiom-Signatur bei behandlungsresistenter Schizophrenie entdeckt

Eine neue Studie findet Unterschiede im Darm-Mikrobiom von Erwachsenen mit behandlungsresistenter Schizophrenie. Die Autoren spekulieren, dass das an der Vorbehandlung mit Clozapin liegen könnte.

Die behandlungsresistente Schizophrenie hat eine eigene mikrobielle Signatur.
darshika/stock.adobe.com. Generiert mit KI.

Personen mit behandlungsresistenter Schizophrenie wiesen in der Studie in JAMA Psychiatry eine unterschiedliche mikrobielle Signatur auf verglichen mit Personen ohne Schizophrenie, und Schizophrenie-Patienten, die auf ihre Behandlung ansprechen.

Die Forschervermuten, dass die Veränderungen auf den Gebrauch von Clozapin zurückzuführen sind.

Unterscheidet sich das Mikrobiom von Schizophrenie-Patienten?

Bis zu 30 Prozent der Patienten mit Schizophrenie gelten als behandlungsresistent; sie weisen hartnäckige Symptome trotz Behandlungsversuche mit zwei oder mehr antipsychotischen Medikamenten auf. Schon zuvor wurde berichtet, dass Patienten mit chronischer Schizophrenie Veränderungen im Mikrobiom aufweisen (2).

In der vorliegenden Studie sammelten die Forscher Stuhlproben von 97 Personen (74% Männer, medianes Alter 40,4).

Darunter befanden sich

  • 25 Personen ohne psychiatrische Diagnose,
  • 24 Schizophrenie-Patienten, die auf eine Behandlung abseits von Clozapin ansprachen
  • 26 behandlungsresistente Schizophrenie-Patienten, die auf Clozapin ansprechen, und
  • 22 nicht auf Clozapin ansprechende Patienten.

Mittels Shotgun-Metagenomik untersuchten sie die Artenzusammensetzung der Darmflora der Patienten. Darüber hinaus verglichen Daten zur Demografie, Lebensstil, Medikamentengebrauch, und Nebenwirkungen der Behandlung.

Unterschiede bei behandlungsresistenten Schizophrenie-Patienten mit Clozapin-Gebrauch

Die Forscher konnten zeigen, dass sich das Darm-Mikrobiom in Artenzusammensetzung und Funktion bei Schizophrenie-Patienten dann unterschied, wenn eine Behandlungsresistenz und der Gebrauch von Clozapin vorlagen. Diese Mikrobiom-Unterschiede standen nicht mit weiteren untersuchten Faktoren wie demografischen Charakteristika, Lebensstilfaktoren und Medikamentennebenwirkungen (z.B. Obstipation, metabolisches Syndrom) in Zusammenhang.

Schizophrenie-Patienten, die auf ihre Behandlung ansprachen, hatten hingegen ein Mikrobiom, das grösstenteils dem von Personen ohne psychiatrische Diagnose ähnelte.

Ist die Clozapin-Exposition schuld an den Veränderungen?

«Diese Beobachtung wirft die Frage auf, ob die Einnahme von Clozapin das Darmmikrobiom verändert oder ob die Bakterien, die vor der Clozapinexposition vorhanden waren, die Wirkungen von Antipsychotika und damit die Entstehung einer Behandlungsresistenz vermitteln», schreiben die Autoren. Dies sollte ihrer Meinung nach in weiteren Studien abgeklärt werden.

Denn das Mikrobiom könnte ein potenzielles therapeutisches Target bei Schizophrenie-Patienten darstellen, das mittels Ernährung, Sport, Lebensstilmodifikationen und Probiotika modifiziert werden könnte.