Medical Tribune
17. Mai 2017Unipolare Depressionen

Hohe Akzeptanz bei den Patienten

Die Behandlung einer Depression orientiert sich an deren Schweregrad, erinnerte Professor Dr. Martin Hatzinger, Direktor und Chefarzt der Psychiatrischen Dienste der Solothurner Spitäler AG, an einem Symposium der Schweizerischen Gesellschaft für Angst und Depression. Während für die Behandlung schwerer Depressionen in der Regel synthetische Antidepressiva vorgesehen sind, steht für die Therapie von leichten bis mittelschweren vorübergehenden depressiven Störungen auch ein Phytotherapeutikum zur Verfügung: der Extrakt aus Johanniskraut (Hypericum perforatum).

Schweizer Studie zeigt positive Effekte

Die S3-Leitlinie für unipolare Depressionen attestiert bestimmten hochwertigen Johanniskraut-Extrakten eine therapeutische Äquivalenz zu synthetischen Antidepressiva. Prof. Hatzinger wies zudem auf eine doppelblinde randomisierte Schweizer Studie hin, die den Hypericum-Extrakt WS® 5570 (3 × 300 mg tgl.) bei Patienten mit mittelschwerer Depression mit Paroxetin (1 × 20 mg tgl.) verglich.1 Dabei zeigte sich das Phytotherapeutikum dem SSRI in der Reduktion des Schweregrades der depressiven Symptome signifikant überlegen.

Nach einer Behandlungsdauer von sechs Wochen liess sich unter dem Hypericum-Extrakt zudem sowohl eine signifikant höhere Response- als auch Remissionsrate nachweisen. Prof. Hatzinger wies darauf hin, dass Phytotherapeutika bei den Patienten eine hohe Akzeptanz besitzen.

Einsatz als Erstlinientherapie ist möglich

Den Hypericum-Extrakt stufte der Referent als valide Behandlungsalternative bei leichten bis mittelschweren depressiven Störungen ein. In dieser Indikation kann das Präparat als Erstlinientherapie eingesetzt werden. Durch die gute Verträglichkeit ist der Hypericum-Extrakt insbesondere auch für Patienten geeignet, die Schwierigkeiten haben, Nebenwirkungen zu akzeptieren. Weil Johanniskraut zu einer Induktion des Cytochrom-P450-Enzymsystems und/oder des p-Glykoprotein-Transportersystems führt, sollte auf Interaktionen mit anderen Substanzen ein besonderes Augenmerk gelegt werden.

1. Seifritz E et al. Int J Psychiatry Clin Pract. 2016; 20(3): 126–132.