Medical Tribune
5. Jan. 2022Medikament im Fokus

Dupilumab bewährt sich in der klinischen Praxis

Der rekombinante, vollhumane, monoklonale Antikörper Dupilumab (Dupixent®) ist das erste zielgerichtete Therapeutikum zur Therapie der mittelschweren bis schweren atopischen Dermatitis. Es hemmt die Schlüsselzytokine der Typ-2-Entzündung, Interleukin-4 und -13, und zeichnet sich durch klinisch relevante Wirksamkeit, gute Verträglichkeit sowie ein günstiges Sicherheitsprofil aus.1,2 Dupilumab hat 2021 den Prix Galien Suisse in der Kategorie «Primary & Speciality» gewonnen.

Prix Galien Suisse Medaille

Die atopische Dermatitis (AD) betrifft nicht nur die Haut, sondern ist eine chronisch-entzündliche Systemerkrankung. Ein grosser Teil der Patienten ist von weiteren atopischen Erkrankungen wie Asthma oder chronische Rhinosinusitis mit Nasenpolypen (CRSwNP) betroffen. In der Pathogenese dieser Erkrankungen spielt die Typ-2-Entzündung eine wesentliche Rolle.3

Das klinische Studienprogramm umfasste mehr als 2700 Patienten1,2 mit atopischer Dermatitis. In puncto Wirksamkeit zeigte sich die Therapie mit Dupilumab 300 mg s.c. alle zwei Wochen plus topische Kortikosteroide (TCS) derjenigen mit Placebo plus TCS signifikant überlegen: So verringerte sich der Pruritus bereits innerhalb von zwei Wochen um 27 % (p < 0,016) und nach einem Jahr um 56 % vs. 27 % in der Kontrollgruppe (p < 0,0001).2 Auch das Hautbild und die Lebensqualität besserten sich deutlich. Nach 52 Wochen zeigten 65 % der Patienten ein 75%iges Ansprechen im Eczema Area and Severity Index (EASI-75) vs. 22 % unter Placebo (p < 0,0001). 80 % der Patienten erzielten eine Reduktion des Index für die dermatologische Lebensqualität (DLQI) um ≥ 4 Punkte, in der Kontrollgruppe waren dies nur 30 % (p < 0,0001).2

Sicherheitsprofil bei Jugendlichen bestätigt

In allen Studien zeigte Dupilumab ein vorteilhaftes Sicherheitsprofil. Unerwünschte Ereignisse traten in der Verum- und der Placebogruppe etwa gleich häufig auf.1,2 Die Sicherheit von Dupilumab wurde auch bei 250 Jugendlichen zwischen 12 und 17 Jahren mit mittelschwerer bis schwerer atopischer Dermatitis untersucht. Das Sicherheitsprofil entsprach dabei sowohl über 16 als auch über 52 Wochen dem bei Erwachsenen beobachteten.4

Die Ergebnisse aus den randomisierten placebokontrollierten Studien liessen sich mittlerweile in Langzeit- und Real-World-Studien bestätigen. In einer Open-label-Verlängerungsstudie5 wurden Patienten ≥ 18 Jahre aus dem klinischen Studienprogramm mit Dupilumab weiterbehandelt, 347 davon bis zur Woche 148. Unter der Therapie mit Dupilumab – topische Therapeutika waren zusätzlich ohne Restriktionen erlaubt – verbesserten sich das Hautbild und die mit der AD in Zusammenhang stehenden Symptome weiter: Nach 148 Wochen hatten 96,6 % ein EASI-75 erreicht, 87,9 % sogar ein EASI-90. Auch der stark belastende Juckreiz ging weiter zurück. Nach den knapp drei Jahren hatten mehr als 80 % nur noch einen leichten Juckreiz (Numerical Rating Scale, NRS < 3). Das Sicherheitsprofil erwies sich als konsistent mit dem in vorhergehenden Studien.5

Das nationale TREATgermany-Register ist eine nichtinterventionelle Kohortenstudie mit erwachsenen Patienten mit moderater bis schwerer atopischer Dermatitis. Zum Zeitpunkt der Publikation hatten 137 Teilnehmer eine Therapie mit Dupilumab erhalten.6 Ein halbes Jahr nach Behandlungsstart betrug das EASI-50-, -75- und -90-Ansprechen 85 %, 52 % und 32 %. Signifikante Verbesserungen waren auch hinsichtlich Pruritus, Schlafproblemen und Lebensqualität zu verzeichnen.6

Real-World-Daten kommen zudem aus dem niederländischen BioDay-Register. In einer Studie7 mit einer Kohorte (n = 210) mit behandlungsrefraktärer atopischer Dermatitis zeigte Dupilumab eine anhaltende Wirksamkeit über 52 Wochen. In Woche 16 verzeichnete man bei 59,9 % der Beteiligten eine mindestens 75%ige Verbesserung im EASI und in Woche 52 bei 70,3 %. Die Autoren beobachteten zudem 138 Patienten mit schwierig zu behandelnder AD, von denen 61 % auf mindestens zwei immunsuppressive Medikamente nicht angesprochen hatten.8 Nach einer Behandlungszeit von 16 Wochen hatten 86 % ein EASI-50- und 62 % ein EASI-75-Ansprechen erreicht.

Hier geht es zum Interview "Mit dem Interleukin-4/13-Hemmer wie «neu geboren»" mit Prof. Peter Schmid-Grendelmeier, Universitätsspital Zürich

  1. Simpson EL et al. Two Phase 3 Trials of Dupilumab versus Placebo in Atopic Dermatitis. N Engl J Med 2016; 375(24): 2335–2348.
  2. Blauvelt A et al. Long-term management of moderate-to-severe atopic dermatitis with dupilumab and concomitant topical corticosteroids (LIBERTY AD CHRONOS): a 1-year, randomised, double-blinded, placebo-controlled, phase 3 trial.Lancet 2017; 389(10086): 2287–2303.
  3. Langan SM et al. Atopic dermatitis. Lancet. 2020; 396(10247): 345–360.
  4. Fachinformation Dupixent® auf www.swissmedicinfo.ch
  5. Beck LA et al. Dupilumab provides favorable safety and sustained efficacy for up to 3 years in an open-label study of adults with moderate-to-severe atopic dermatitis. Am J Clin Dermatol. 2020; 21(4): 567–577.
  6. Abraham S et al. Implementation of dupilumab in routine care ov atopic eczema : results from the German national registry TREATgermany. Br J Dermatol 2020; 183: 382–383.
  7. Ariens LFM et al. Dupilumab shows long-term effectiveness in a large cohort of treatment-refractory atopic dermatitis patients in daily practice : 52-week results from the Dutch BioDay registry. J Am Acad Dermatol 2021; 84: 1000–1009.
  8. Ariens LFM et al.Dupilumab is very effective in a large cohort of difficult-to-treat akult atopic dermatitis patients : first clinical and biomarker results from the BioDay registry. Allergy 2020; 75(1): 116–126.

Dupixent® Lösung zur subkutanen Injektion. Jede Spritze bzw. jeder Fertigpen enthält 200 mg Dupilumab in 1,14 ml Lösung (175 mg/ml) oder 300 mg Dupilumab in2ml (150mg/ml). W: Dupilumab (aus gentechnisch veränderten Zellen des chinesischen Hamsters). I: Dupixent ist angezeigt zur Behandlung von mittelschwerer bis schwerer atopischer Dermatitis (AD) bei erwachsenen Patienten und Jugendlichen ab 12 Jahren, wenn eine Therapie mit verschreibungspflichtigen topischenMedikamenten keine angemessene Krankheitskontrolle ermöglicht oder nicht empfohlen wird. Dupixent kann mit oder ohne topische Kortikosteroideangewendetwerden. Dupixent ist als Zusatz zur Erhaltungstherapiebei Erwachsenen und Jugendlichenab12Jahren bei schweremAsthma indiziert, gekennzeichnet durch folgende Kriterien: *Eosinophilenzahl imBlut ≥ 0,15 g/l (entspricht ≥ 150Zellen/μl), unzureichendeAsthmakontrolle und mindestens 1schwereExazerbation in denvorausgegangenen12Monaten, trotz inhalativen Kortikosteroiden und langwirksamen Bronchodilatatoren; *oder Notwendigkeit zur dauerhaften Behandlung mit systemischen Kortikosteroiden. Dupixent ist indiziert als Add-on-Therapie mit intranasalen Kortikosteroiden von Erwachsenen mit schwerer CRSwNP, die mit systemischen Kortikosteroiden und/oder chirurgischem Eingriff nicht ausreichend kontrolliert werden kann. Dosierung: Für atopische Dermatitis: bei Erwachsenen: Anfangsdosis von 600 mg als subkutane Injektion (2 Injektionen zu je 300 mg), danach 300mg als s.c. InjektionQ2W. Bei Jugendlichen zwischen 12 bis 17 Jahren: < 60 kg: Anfangsdosis von 400mg (2 Injektionen zu je 200 mg), danach 200 mg als s.c. Injektion Q2W. Jugendliche ≥ 60 kg und darüber: Anfangsdosis von 600mg als subkutane Injektion (2 Injektionen zu je 300 mg), danach 300 mg als s.c. Injektion Q2W. Für Asthma: für Erwachsene und Jugendliche ≥12 Jahre: *für Patienten mit schwerem Asthma, das mit inhalativen Kortikosteroiden und langwirksamen Bronchodilatatoren behandelt wird: Anfangsdosis von 400 mg (2 Injektionen zu je 200 mg), danach 200 mg als s.c. Injektion Q2W. *Bei schwerem Asthma, das mit oralen Kortikosteroiden behandelt wird, oder schweremAsthma in Verbindung mit mittlerer oder schwerer atopischer Dermatitis, je nach genehmigter Indikation, Anfangsdosis von 600 mg als subkutane Injektion (2 Injektionen zu je 300 mg), danach 300mg als s.c. Injektion Q2W. Für CRSwNP: empfohleneDosierung vonDupilumab für Erwachsene: Anfangsdosis von300 mg, danach 300mg alle zweiWochen. Leichte bis mittelschwere Niereninsuffizienz: gleiche Dosierung. KI: Überempfindlichkeit gegen Wirkstoff oder einen Hilfsstoff. VM: Enthält Natrium (<1mmol/Dosis). Überempfindlichkeitsreaktionen: Bei allgemeiner systemischer Überempfindlichkeit (akut oder verzögert) Anwendung vonDupixent sofort beenden und eine geeignete Behandlung einleiten. Hypereosinophilie: Bei Asthmapatienten, die am Entwicklungsprogramm teilgenommen haben,wurden Fälle vonPneumopathien durch Eosinophilen undFälle vonVaskulitis inZusammenhang mit eosinophilerGranulomatose mit Polyangitisberichtet. Das Auftreten von Hautläsionen wegen Vaskulitis, einer Verschlimmerung der Lungensymptome, von Herzkomplikationen und/oder einer Neuropathie bei Patienten mit Hypereosinophilie sollten dem Arzt/der Ärztin Anlass zur Sorge bereiten. Helminthose: Vorbestehende Helminthose vor Therapie mit Dupixent behandeln, bei Infektion während der Behandlung und Nichtansprechen auf Helminthosebehandlung Dupixent aussetzen bis Infektion abgeklungen ist. Bei Patienten mit AD: Konjunktivitis und Keratitis: Patienten darauf hinweisen, dass sie das Auftreten oder eine Verschlimmerung von Augensymptomen dem Arzt / der Ärztin mitteilen sollten. Patientenmit Asthma: Anpassung der Asthma-Behandlung nicht ohne vorherige Absprache mit Arzt / Ärztin, nach demAbsetzen der Behandlung diesePatienten sorgfältig überwachen. IA: Anwendung von Lebendimpfstoffen vermeiden. NW: Reaktionen ander Injektionsstelle; Konjunktivitis, okularer Juckreiz Blepharitis, oraler Herpes, Eosinophilie, Kopfschmerzen, Arthralgien, Schlafstörungen, Gastritis. P: Dupixent 300 mg, Injektionslösung in einer Fertigspritze mit Sicherheitssystem: Packung mit 2 Fertigspritzen. Dupixent 300 mg, Injektionslösung im Fertigpen: Packungmit2Fertigpens. Dupixent 200mg, Injektionslösung in einer Fertigspritze mit Sicherheitssystem: Packung mit2Fertigspritzen. Dupixent 200mg, Injektionslösung im Fertigpen: Packung mit 2 Fertigpens. AK: B. ZI: sanofi-aventis (schweiz) ag, 1214Vernier/GE (für weitere Informationen vgl. https://www.swissmedicinfo.ch/). Stand der Information: Dezember 2020

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