Medical Tribune
24. Mai 2012Professionell arbeitende und erfahrene Arzthelferinnen

Personalführung: Anreize für mehr Leistung setzen

Das Beste, was Ihnen und Ihrer Arztpraxis passieren kann, sind professionell arbeitende und erfahrene Arzthelferinnen, die die Praxis im Griff haben und Ihnen den Rücken für Ihre Medizin freihalten. Was können Sie tun, damit Ihr Praxisteam tagtäglich zur Höchstform aufläuft?

In der Theorie wird häufig danach unterschieden, ob der Mitarbeiter sich in der Arbeit engagiert, weil ihm wirklich etwas daran liegt (intrinsische Motivation) oder durch die Art und Weise, wie die Arbeit belohnt wird (extrinsisch). Im Idealfall arbeitet jede Helferin in der Praxis in ihrem "Traumjob". Dann ist der Spass an der Arbeit schon Anreiz genug. Was heisst das nun für Sie als Chef?

Vor allem ein gutes Betriebsklima bzw. eine gute Kommunikationskultur zwischen den Teammitgliedern und auch zum Chef schafft einen stabilen Rahmen, in dem die tägliche Arbeit auch Freude macht – darüber hinaus gibt es eine Reihe von Massnahmen, die ganz konkret motivationsfördernd wirken können.

Höher Motivation der MFA durch Gehaltserhöhungen

Wer eine ordentliche Leistung zeigt, muss auch gut bezahlt werden. Das darf ein guter Chef nie aus den Augen verlieren. Als Belohnung ist ein Plus auf dem Einkommenszettel also gut geeignet; ihre Wirkung als alleiniger Anreiz für eine dauerhafte Leistungssteigerung wird aber überschätzt. Leider tun da der Fiskus und die Sozialversicherungen ihr Übriges, indem sie von der Gehaltserhöhung meist einen ganz ordentlichen Teil einbehalten. Die Gehaltserhöhung eignet sich daher eher flankierend zu anderen Massnahmen, die die Motivation nachhaltiger fördern.

Mehr Motivationsförderung durch Fortbildungen

Fortbildung wertet die Arbeit der Arzthelferin nicht nur im Wortsinn auf (entsprechende Massnahmen kosten schliesslich auch Geld), sie signalisiert der Helferin auch, dass ihre Arbeit für die Praxis wichtig ist und dass sich der Chef Gedanken um ihre Zukunft macht.

Höher Motivation der MFA durch Beförderungen

Mehr Verantwortung, mehr Handlungsspielraum … Eine Beförderung beflügelt wohl jeden. Schliesslich macht der Chef damit seine Anerkennung deutlich, dass er der Helferin aufgrund der bisher gezeigten Leistungen zutraut, auch mit der neuen Aufgabe fertig zu werden. Hier ist aber gegebenenfalls auch eine Gehaltserhöhung angebracht. Zugegebenermassen gibt es in einer Arztpraxis nur eine begrenzte Zahl solcher Beförderungsposten. Dafür gibt es aber eine Reihe von bestimmten Aufgabenbereichen, für die eine Arzthelferin allein verantwortlich tätig sein kann – ganz klassisch z.B. die QM-Beauftragte oder die PC-Koordinatorin.

Höher Motivation der MFA durch Bonuszahlung

Vor allem Praxisinhaber, die verstärkt auf Selbstzahlerleistungen setzen, zahlen ihren Kräften manchmal Boni, wenn der Selbstzahlerumsatz dank ihres Engagements nachweislich steigt. Hier müssen Sie Ihren individuellen Weg finden. Ein Bonus ist unbestritten ein starkes Argument, wenn man mehr Leistungen verkaufen soll. Heikel wird es aber, wenn Ihre Helferinnen über die Stränge schlagen und den Patienten Selbstzahlerleistungen förmlich aufschwatzen. Hier müssen Sie sehr darauf achten, denn das Image Ihrer Praxis steht auf dem Spiel. Und aus Gründen der Gleichberechtigung müssen auch die anderen Helferinnen Zugang zu einem Bonussystem erhalten, auch wenn sie vielleicht nicht so häufig direkt mit dem Patienten im Gespräch sind.

Bewährt haben sich Erfolgs- und Prämiensysteme auf folgenden Grundlagen:
• Summe der Einnahmen durch Privatpatienten oder IGeL-Patienten.
• Summe der nichtbudgetierten Praxisleistungen wie Impfungen, Check-ups usw.
• Gesundheitsprämie, wenn keine krankheitsbedingten Fehlzeiten aufgetreten sind.
Denkbar wäre auch ein Bonus, der allen Kräften anteilig ausgezahlt wird, wenn ein vorgegebenes Praxisumsatzziel am Jahresende erreicht wird.

Höher Motivation der MFA durch ein funtionierendes Vorschlagswesen

Machen Sie Ihre Arzthelferinnen zu Trüffelschweinchen: Wo kann man Abläufe in der Praxis verbessern, Kosten senken, bzw. welche technischen Neuerungen sollten dringend beschafft werden? Die Suche nach Fehlern bzw. Verbesserungen können Sie institutionalisieren, indem Sie ein betriebliches Vorschlagswesen installieren, das Sie eventuell auch mit einer Anerkennungsprämie belohnen können. So machen Sie vor allem deutlich: Es ist Ihnen wichtig, dass Ihre Mitarbeiterinnen mitdenken; dass Sie Wert darauf legen, Fehler zu erkennen und zu benennen; dass Sie die Verantwortung für den Praxiserfolg mit Ihren Arzthelferinnen teilen.

Höher Motivation der MFA durch ein familienfreundliches Umfeld

Signalisieren Sie, dass es Ihnen nicht egal ist, wie Ihre Mitarbeiter private Belange und Arbeit unter einen Hut bringen. Dem sind in einem kleinen Betrieb wie einer Arztpraxis natürlich enge Grenzen gesetzt. Jede Arbeitskraft zählt und jede Fehlzeit reisst Löcher in den Praxisablauf. Gleichzeitig müssen kleine Kinder betreut oder ältere Angehörige gepflegt werden. Das bedeutet, dass die eine oder andere Helferin vielleicht nicht so lange oder so flexibel arbeiten kann, wie Sie sich das wünschen. Dem tragen Sie ja bereits Rechnung, indem Sie auch Teilzeitstellen anbieten.

Bleiben Sie im Gespräch mit der betreffenden Helferin, vielleicht können Sie sie ja in der einen oder anderen Form unterstützen, damit sie schneller wieder mehr arbeiten kann. Denkbar wäre z.B. eine Beteiligung am Beitrag für die Kinderbetreuung. Sie können z.B. auch ein klares Prozedere schaffen, wenn die Helferin wegen eines erkrankten Kindes ausfällt, ohne ein schlechtes Gewissen haben zu müssen. In einem solchen Umfeld wird vermutlich jede Kraft ihr Bestes geben – denn so einen Chef findet man so schnell nicht wieder.

Höher Motivation der MFA durch Betriebsausflüge

Für viele Ärzte ein probates Instrument, dem Praxisteam einmal Danke zu sagen, ist der Betriebsausflug. Da lassen sich viele nicht lumpen und spendieren eine schöne Tour mit Hotel und allem Drum und Dran. Das ist gut und schweisst im besten Fall ein Team auch weiter zusammen. Aber so ein Ausflug ist kein Allheilmittel bei schwelenden Konflikten. Und als Belohnung für individuelle Leistungen wahrscheinlich ungeeignet.