18 Regeln zum Mittelmeerfieber
1. FMF–Diagnose und Primärtherapie sollten durch einen Arzt erfolgen, der sich mit dieser Erkrankung auskennt, lautet die erste Empfehlung. Die Weiterbehandlung ist Sache des Hausarztes, schreibt Professor Dr. Seza Ozen, Hacettepe Universität, Ankara, federführend für die EULAR-Autoren.
2. Therapieziel ist die komplette Krankheitskontrolle, Schübe sollen verhindert und die amyoloidoseträchtige chronische Entzündung minimiert werden.
3. Als besonders potentes Mittel zur Schub- und Amyloidose-Prävention hat sich Colchicin erwiesen. Die Therapie startet, sobald die Diagnose steht (einschleichend dosieren).
4. Zur Verbesserung der Verträglichkeit (Bauchschmerz, Diarrhö) kann die Tagesdosis auf zwei Portionen gesplittet werden.
5. Wenn Schübe und/oder subklinische Inflammation trotz zuverlässiger Einnahme persistieren, sollte die Menge gesteigert werden.
6. Patienten, die mit maximal tolerierter Colchicin-Dosis noch frequente Schübe oder eine floride Entzündung aufweisen, profitieren evtl. von einem Biologikum (TNF-alpha-Inhibitor, IL-1-Blocker).
7. Eine Amyloidose gibt Anlass zur Intensivierung des Regimes (Colchicin aufdosieren, ggf. Biologikum dazu), um das drohende Nierenversagen noch zu verhindern.
8. Auch physischer und emotionaler Stress kann FMF-Schübe auslösen, neben der Ausschaltung dieser Trigger hilft eine vorübergehend erhöhte Colchicin-Dosis.
9. Therapieerfolg, Verträglichkeit der Medikation und Compliance sollten alle sechs Monate überprüft werden, einschliesslich Leberwerten, Blutbild, Nierenfunktion, Serum-Amyloid-A-Protein und CRP.
10. Bei einem Transaminasen–Anstieg (> 2-fache Norm) empfehlen die Experten eine verringerte Colchicin-Gabe.
11. Eine eingeschränkte Nierenfunktion erfordert ebenfalls eine Dosisreduktion.
12. Um toxische Reaktionen zu vermeiden, dürfen Erwachsene höchstens 3 mg/Tag Colchicin einnehmen (Kinder 2 mg/Tag).
13. Trotz Schubverdacht sollte man alternative Ursachen (z.B. Appendizitis) im Blick behalten. Die Therapie erfolgt mit der üblichen Alkaloid-Dosis plus NSAR.
14. Während Konzeption, Schwangerschaft und Stillzeit kann Colchicin ohne Bedenken weitergenommen werden, so die Autoren.
15. Männer müssen das Alkaloid vor dem Kinderzeugen nicht absetzen. Lediglich bei einer seltenen Azoo- oder Oligospermie aufgrund der Colchizineinnahme wird eine Dosisreduktion oder Medikamentenpause empfohlen.
16. FMF-Patienten mit chronischer Arthritis werden mit DMARD**, intraartikulären Steroiden oder Biologika behandelt, wenn Colchicin nicht reicht.
17. Eine anhaltende febrile Myalgie spricht meist rasch auf Steroide an, NSAR können vor allem bei Beinschmerzen hilfreich sein.
18. Wenn Patienten > 5 Jahre schubfrei sind einschliesslich negativer Akute-Phase-Proteine sollte eine Reduktion der Colchicin–Dosis erwogen werden.
* European League against Rheumatism
**disease modifying antirheumatic drugs
Quelle: Ozen S et al. Ann Rheum Dis 2016; 75: 644-651