Medical Tribune
27. Sept. 2024Geht durch die Höhle

Chronische Rhinosinusitis: Alternativen zur Nasenspray-Therapie

Viele Wirkstoffe in Nasensprays, die für Patienten mit chronischer Rhinosinusitis angezeigt sind, erreichen die Nebenhöhlen nicht ausreichend. Für Patienten mit chronischer Rhinosinusitis werden daher einige Alternativen erforscht – darunter Inhalationsgeräte, Implantate und Biologika.

Nasensprays erreichen bei chronischer Rhinosinusitis oft nicht alle betroffenen Areale.
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Ständig läuft die Nase, die Atmung und der Geruchssinn sind gestört, das Gesicht schmerzt: Etwa fünf bis 12 Prozent der Bevölkerung leiden an chronischer Rhinosinusitis.

Bei einem Drittel der Betroffenen finden sich Polypen in der Schleimhaut.

Intranasale Kortikoide wie Mometasonfuroat werden zu selten verschrieben

Die Basistherapie umfasst intranasale Kortikosteroide und Nasenspülungen mit Kochsalzlösung. Dr. Robert Böschke von der Universitätsklinik Oldenburg kritisiert, dass intranasale Kortikoide mit geringer systemischer Bioverfügbarkeit (z. B. Mometasonfuroat) zu selten verschrieben werden (1). Wichtig sind auch Nikotinkarenz und die Kontrolle von Komorbiditäten wie Allergien und Asthma.

Bleiben nach acht Wochen medikamentöser Therapie signifikante Symptome, kann eine endoskopische Nasennebenhöhlenoperation indiziert sein. Der SNOT(Sino-Nasal Outcome Test)-22-Score hilft, die Symptomlast zu objektivieren. Experten debattieren über das angemessene Ausmass der Operation. Studien zeigen jedoch, dass grosszügigere Resektionen zu besseren Langzeitergebnissen führen.

Budesonid-Nasenspülungen: Off-Label-Therapie mit Risiken

Nasensprays haben den Nachteil, dass kaum Wirkstoff in die hinteren Nasenabschnitte gelangt. Das könnte erklären, warum einige Patienten nicht auf Kortikoid-Sprays ansprechen. Für diese Personen könnten Nasenspülungen mit Budesonid (off-label) besser geeignet sein. Dr. Böschke warnt jedoch vor den höheren Kortikoid-Dosen.

Nur rund sechs Prozent der Flüssigkeit verbleiben in den Nebenhöhlen, sodass die wirksame Dosis etwa der von Kortikoid-Sprays entspricht. Wegen der dünnen Studienlage sollten Budesonid-Nasenspülungen nicht als Standardtherapie der chronischen Rhinosinusitis verordnet werden.

Einsatz von Inhalation, Implantaten und und Phytotherapeutika

Neben Spülungen könnten auch pulsierende Inhalationssysteme mit oszillierendem Luftstrom und exhalative Medikamentenapplikationssysteme mehr Wirkstoff in die Nasennebenhöhlen bringen. Doch auch hier fehlen Belege für einen Zusatznutzen gegenüber Kortikoid-Sprays.

Eine vielversprechende, wenn auch aufwendige und teure Option sind bioresorbierbare Stents, die Mometason freisetzen. Diese Implantate können Polypen verkleinern und die Belüftung sowie den Abfluss aus den Nasennebenhöhlen verbessern. Allerdings fehlen auch hier Studien mit direktem Vergleich zur Standardtherapie.

Den Einsatz von Antibiotika wie Doxycyclin oder Makroliden sieht Dr. Böschke kritisch. Nebenwirkungen wie QTc-Zeit-Verlängerung und die Begünstigung von Resistenzen sind Gründe dafür. Phytotherapeutika lindern in Einzelfällen mit schwerer Symptomatik und langzeitiger Einnahme (ein Jahr) die Beschwerden.

Zukünftig könnten Biologika eine grössere Rolle spielen

Biologika könnten laut Dr. Anna Hoffmann von der Universitätsklinik Hamburg-Eppendorf und ihren Kollegen in Zukunft eine grössere Rolle für Patienten mit schwerer chronischer Rhinosinusitis mit Polypen spielen (siehe Kasten, 2). Eine der wichtigsten Hürden für eine breitere Anwendung sind die hohen Therapiekosten.

Biologika als Option in der dritten Linie

Substanzen:

  • z.B. Dupilumab (anti-IL-4 und -IL-13)

Indikationsbereich:

  • Versagen der Standardtherapie (erste Linie: topische Steroide plus Nasenspülung mit Salzlösung; zweite Linie: OP)
  • in der Regel als Drittlinie bei refraktären Symptomen trotz ausreichend umfangreicher OP

Herausforderungen:

  • hohe Therapiekosten
  • unbekannte Langzeitnebenwirkungen
  • es sind noch keine Faktoren bekannt, die vorhersagen, wer von der Behandlung profitieren könnte
  • verlängerte Applikationsintervalle könnten Kosten und Nebenwirkungen reduzieren, sind derzeit aber nicht zugelassen