Medical Tribune
20. Dez. 2023Karzinoid statt Typ-2-low-Asthma

Asthma-Diagnose bei Verschlechterung überprüfen!

Bei Patienten, die mit schwerem unkontrolliertem Asthma in die Sprechstunde kommen, ist es wichtig, die Diagnose stets zu überprüfen. Denn manchmal steckt etwas ganz anderes hinter den Beschwerden, wie der Fall einer 68-jährigen Nieraucherin zeigt.

Ein Lungen-CT förderte die wahre Ursache für das therapieresistente Asthma zutage.
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Die Frau litt seit ihrer Kindheit an allergischem Asthma und Rhinokonjunktivitis. Als führendes Allergen identifizierte der Hausarzt Gräserpollen.

Über viele Jahre hinweg wurde sie erfolgreich behandelt, berichtet Professor Dr. Marek Lommatzsch von der Pneumologie am Uniklinikum Rostock (1). Jedes Jahr im April erhielt sie eine intramuskuläre Depot-Kortison-Spritze. Bei Bedarf griff sie zu Salbutamol.

Plötzlich half die Allergie-Therapie nicht mehr

Als die jährliche Spritze plötzlich nicht mehr half und die Frau schwere Atemnot entwickelte, verschrieb ihr der Hausarzt über zwei Monate hinweg 120 mg/d Prednisolon, was jedoch keine Wirkung zeigte. Daraufhin suchte sie einen Pneumologen auf, der ihr eine hochdosierte inhalative Tripletherapie verordnete. Doch auch das brachte keine Besserung, sodass sie zur weiteren Abklärung stationär aufgenommen wurde.

Die Patientin wies einen FEV1-Wert von 48 Prozent auf, der Tiffeneau-Index lag bei 67 Prozent. Der Nachweis im Blut ergab 80 Eosinophile pro Mikroliter, so wie einen FeNO-Wert von 7 ppb. Das Gesamt-IgE war mit 91 kU/l nur mässig erhöht. Die Sensibilisierung gegenüber Gräsern wurde im Labor bestätigt (spezifisches IgE 23/18 kU/l).

Biopsie förderte die richtige Diagnose zutage

Dass es sich um ein Typ-2-low-Asthma handelt, ist laut GINA äusserst selten, erklärt Prof. Lommatzsch. Bei niedrigen Biomarkern und schweren Symptomen gibt es deshalb drei Möglichkeiten:

  1. Die Diagnose Asthma ist falsch
  2. Es liegt eine chronische Infektion der unteren Atemwege vor oder
  3. Eine hohe Steroid-Dosis maskiert hohe Typ-2-Marker.

Da Punkt 2 und 3 nicht zutrafen, die Patientin aber weiterhin unter schwerer Atemnot und Stridor litt, veranlassten die Ärzte eine Computertomografie. Diese zeigte eine Raumforderung im rechten Hauptbronchus.

Die Biopsie ergab einen hochdifferenzierten neuroendokrinen Tumor, ein typisches Karzinoid. Die Patientin wurde erfolgreich operiert und ist unter leitliniengerechter Asthma-Therapie weitgehend beschwerdefrei.