Medical Tribune
25. Juni 2023Sargnägel für die Zigarette

Können Medikamente, Nikotinersatz und Impfung beim Rauchstopp helfen?

Viele Raucher kommen einfach nicht von der Zigarette los. Dann ist es erfolg­versprechend, verschiedene nichtmedikamentöse Verfahren miteinander zu kombinieren und auch Medikamente einzusetzen.

Nikotinpflaster, Kaugummi und E-Zigarette zur Raucherentwöhnung isoliert auf weißem Hintergrund
pixinoo/GettyImages

Medikamente können den Tabakverzicht erleichtern und Entzugssymp­tome lindern.

Rund 40 Prozent der Raucher mit COPD rauchen weiter – obwohl sie wissen, welchen Schaden sie sich damit zufügen. Aufgrund der oft sehr starken Nikotinabhängigkeit sollte man für diese Menschen verschiedene Massnahmen zur Tabakentwöhnung kombinieren, so die Autoren einer neuen Übersichtsarbeit (1). Als erprobte Verfahren nennen sie die Beratung, verhaltenstherapeutische Ansätze und Medikamente.

Bei den Arzneistoffen werden zwei Gruppen unterschieden:

  • Controller wie Bupropion und Vareniclin sowie Nikotinpflaster fördern den Verzicht langfristig.
  • Rasch wirksames Nikotin dämpft das akute Verlangen nach der Zigarette und lindert Entzugssymptome.

Die Wahl des Wirkstoffs hängt vom Grad der Abhängigkeit ab. Einer Metaanalyse zufolge erzielen Nikotin­ersatztherapie, Bupropion und Vareniclin anhaltende Abstinenzraten von 14 bis 27 Prozent , während es unter Placebo nur fünf bis neun Prozent sind. Eine Arbeit, die die Effekte eines Nikotinersatzes mit denen einer Pharmakotherapie bei Patienten mit schwerer COPD verglich, kommt zu dem Schluss, dass Vareniclin und Bupropion wirksamer sind als Nikotin­pflaster. Unklar ist, ob die Kombination zweier Controller das Outcome verbessert.

Ausschleichen funktioniert bei Nikotin nicht

Manche Patienten wollen nicht ganz aufs Nikotin verzichten oder sie schaffen den völligen Ausstieg nicht. Sie erhoffen sich von einer Reduktion des Rauchens eine Schadensminimierung. Nachgewiesen wurde ein solcher Nutzen nicht. Auch die Erwartung vieler Nikotinabhängiger, sie könnten nach einer Zeit mit vermindertem Konsum leichter komplett mit dem Rauchen aufhören, hat sich nicht bestätigen lassen.

Viele glauben, dass die elektrische Zigarette sicherer ist als herkömmlicher Tabak, oder dass sie sich zum Nikotinersatz eignet. Zwar gibt es gewisse Hinweise, wonach die Abstinenzraten mithilfe der Geräte tatsächlich steigen könnten. Allerdings ist die Datenlage zur langfris­tigen Sicherheit und Effizienz der E-Zigaretten als Ausstiegshilfe noch sehr dünn.

Inzwischen gibt es mit der Impfung gegen die Sucht einen weiteren Therapieansatz: Die aktive Immunisierung soll nikotinspezifische mono­klonale Antikörper, sogenannte nic-mAbs­, induzieren. Sie sollen das Alkaloid abfangen, bevor es ins Gehirn gelangt. In präklinischen Modellen kam es innerhalb weniger Minuten nach einer Infusion mit dem Nervengift tatsächlich zu einer Reduktion der zerebralen Nikotinspiegel um bis zu 80 Prozent.

Eine Cochrane-Analyse von vier Untersuchungen zum Thema mit insgesamt mehr als 2.600 Rauchern konnte aber keinen Einfluss auf die langfristige Abstinenz ermitteln. Eine weitere Studienübersicht lieferte widersprüchliche Ergebnisse, berichten die beiden Autorinnen. Zudem seien die Arbeiten in nicht begutachteten Zeitschriften publiziert worden, was eher gegen eine relevante Wirkung der Impfung spreche.