Medical Tribune
24. Juli 2017«hot tub lung»

Mal Feuer, mal Wasser: Die Lunge toleriert nicht jedes Hobby

Whirlpools entwickeln sich mitunter zu wahren Keimschleudern. Das beim Reinigen entstehende Aerosol kann dann eine Erkrankung auslösen, die als «hot tub lung» bezeichnet wird und pathogenetisch zwischen exogen-allergischer Alveolitis (EAA) und Infektion angesiedelt ist, erklärte die Pneumologin Dr. Ute Oltmanns vom Helios Klinikum Pforzheim. Raucher sind insgesamt seltener betroffen, weil ihre Makrophagen schwächeln und deshalb die typische Entzündungsreaktion potenziell ausbleibt. Wenn sie erkranken, dann aber in der Regel schwerer als Nichtraucher.

Sechs Kriterien für die exogen-allergische Alveolitis

Als Allergen fungiert Mycobacterium avium, das sich bei Betroffenen manchmal auch in der broncheoalveolären Lavage wiederfinden lässt. «Das heisst aber nicht, dass nun eine antimykobakterielle Therapie indiziert ist», betonte Dr. Oltmanns. Um die Diagnose einer EAA zu stellen, müssen sechs Kriterien erfüllt sein:

1. Exposition gegenüber dem auslösenden Antigen,
2. expositionsabhängige Symptome,
3. spezifisches IgG im Serum,
4. Knisterrasseln,
5. typische Befunde im Röntgen oder hochauflösenden CT (Milchglasinfiltrate, zentrilobuläre Noduli) sowie
6. erniedrigter O2-Partialdruck bzw. verringerte Diffusionskapazität.

Neben dem Rat zur Expositionsvermeidung bzw. zu Reinigungsmassnahmen, bei denen kein Aerosol entsteht, können systemische Stero­ide gegeben werden (0,5 mg Prednison/kg KG für ein bis drei Monate). Diese Massnahme soll den Heilungsprozess beschleunigen.

Lungenschäden bei Feuerspuckern entstehen durch Aspiration von Brandmitteln auf Petroleumbasis. Die Pyrofluide zerstören den Surfactant und induzieren so eine chemische Pneumonitis, auch als Lipidpneumonie bekannt. «Solche Brennmittel werden inzwischen auch im Internet angeboten und beworben als laiengeeignet und ideal für Partys und Gruppenspiele», warnte Dr. Oltmanns.

Keine Evidenz bei der Feuerspuckerlunge

Zu den Sofortsymptomen gehören Husten, Röcheln und Erstickungsgefühle. Innerhalb von wenigen Stunden kommt es zu Fieber, Dyspnoe, Brust- und Muskelschmerzen, seltener zu Hämoptysen. Rasselgeräusche, Zeichen der Atemwegs­obstruktion und respiratorische Insuffizienz runden das pulmonale Befundbild ab.

«Für das therapeutische Vorgehen gibt es keinerlei Evidenz», berichtete die Pneumologin. Häufig werden prophylaktisch Breitbandantibiotika und/oder Steroide verabreicht (inhalativ oder systemisch). Unterstützend kann Sauerstoff gegeben werden. Nicht sinnvoll ist der Versuch, das Brandmittel durch wiederholte Lavage aus der Lunge zu holen. Immerhin: Die Prognose der Patienten ist gut. Meistens bessert sich die klinische Symptomatik innerhalb weniger Tage.

Bis die radiologischen Zeichen der Feuerspucker-Pneumonie verschwunden sind und die Lungenfunktion sich normalisiert hat, kann es drei bis sechs Monate dauern. Ob wiederholte Aspiration von Pyrofluiden chronische Schäden auslösen kann, ist nicht bekannt.

Kongress der Deutschen Gesellschaft für Pneumologie und Beatmungsmedizin