Medical Tribune
28. Okt. 2013Tollhonig-Vergiftung

Böse Herzrhytmusstörung durch Tollhonig

Wegen Übelkeit und Erbrechen kamen ein 68-jähriger Mann und sein 28-jähriger Sohn in die Notaufnahme. In den EKGs der Männer zeigte sich eine schwere Herzrhythmusstörung (AV-Block bei Vorhofflattern). Auslöser war das Frühstück.

Vater und Sohn hatten seit drei Tagen morgens grössere Mengen Honig aus der türkischen Schwarzmeerregion verzehrt. Damit assoziierten die Ärzte sofort die Gefahr einer Vergiftung mit Grayanotoxin. Dieses Nervengift kann in Honig enthalten sein, wenn die Bienen sich am Nektar von Rhododendron ponticum bzw. luteum bedient haben, berichtete Dr. Ugur Türk vom Central Hospital in Izmir.

Honig aus der Türkei: Erst kleine Menge probieren!

Grayanotoxin verändert die elektrische Erregungsleitung im Herzen und führt zu verlangsamtem Puls und niedrigem Blutdruck. Der Honig der Männer wurde analysiert. Tatsächlich fanden sich darin Pollen der genannten Rhododendronarten.

Die Symptome der Tollhonig-Vergiftung sind nach 24 Stunden in der Regel verschwunden. In leichten Fällen kommt es zu Schwindel, Schwäche, Schwitzen, Hypersalivation, Parästhesien, Übelkeit und Erbrechen. Bei schwerer Intoxikation können Synkopen, Krämpfe, ein kompletter AV-Block und sogar tödliche Tachyarrhythmien auftreten. Behandelt wird mit Atropin und Muskarinrezeptor-Antagonisten, in schweren Fällen auch mit Vasopressoren oder sogar einem vorübergehenden Schrittmacher.

Aufgrund des weltweiten Handels kann heute jeder Arzt mit einer Tollhonig-Vergiftung konfrontiert werden, warnte der Mediziner. Wer Honig aus der Türkei kauft, sollte zunächst nur eine kleine Menge verzehren und einige Tage abwarten, ob Nebenwirkungen auftreten.

*European Heart Rhythm Association