Medical Tribune
18. Juli 2013

Was tun bei anaphylaktischen Schock?

Der Begriff Anaphylaxie oder anaphylaktischer Schock bezeichnet unerwartete, rasche und schwere allergische Reaktionen mit Blutdruckabfall, Kollaps, Bewusstlosigkeit und Schock. Eine Anaphylaxie kann gleichermassen Kinder und Erwachsene treffen und wird bei beiden grundsätzlich gleich behandelt. Lediglich die Dosis der verwendeten Notfallmedikamente wird dem Körpergewicht angepasst.

Ursachen und Auslöser der Anaphylaxie

Anaphylaxien bei Kindern werden am häufigsten durch Nahrungsmittel ausgelöst (z.B. Erd- und andere Nüsse, Fisch, Eier, Milch), gefolgt von Insektenstichen (Bienen, Wespen) und Medikamenten (z.B. bestimmten Schmerzmitteln, Antibiotika aber auch Homöopathika).

Anaphylaxien bei Erwachsenen treten am häufigsten als Reaktion auf Insektengifte auf, gefolgt von Medikamenten und Nahrungsmitteln (neben den oben genannten auch auf weitere Allergene wie z.B. Schaltentiere und Soja).

Anaphylaxien sind Überreaktionen des erworbenen Immunsystems. Erworben heisst, sie entstehen nicht bei einem Erstkontakt mit einem neuen Allergen (meist einem Protein), sondern erst, wenn das Immunsystem das Antigen erkannt und Plasmazellen gebildet hat, die spezifische Antikörper produzieren. Kommen dann diese bereits sensibilisierten Personen erneut in Kontakt mit dem Antigen, setzen die Mastzellen und basophilen Granulozyten massenhaft Histamin und andere Entzündungsmediatoren frei. Vor allem das Histamin löst dann die gefährlichen Symptome aus.

Erste Zeichen einer anaphylaktischen Reaktion:

  • Jucken und Anschwellen der Hand­innenflächen oder Fusssohlen, der Augenlider, der Mundschleimhaut, der Lippen oder Zunge
  • Bildung juckender Quaddeln (gerötete Hautstellen) am Körper
  • Atembeschwerden, Atemnot, Hustenattacken
  • Magen-Darm-Beschwerden (Bauchkrämpfe, Erbrechen, Durchfall) n starker Schwindel, Gefühl von Kraftlosigkeit

Was tun bei einer Anaphylaxie?

Natürlich hängt die Behandlung eines allergischen Schocks von seinem Stadium und Schweregrad ab. Grundsätzlich sollen aber folgende Schritte befolgt werden:

  • Falls die betroffene Person eine ­Adrenalin-Fertigspritze (auch Adrena­lin-Auto-Injektor genannt) auf sich trägt, diese verabreichen. ­Das Adrenalin wird seitlich in den Oberschenkel gespritzt.
  • Wenn möglich, die Zufuhr des ­Allergens sofort unterbrechen. Solange der Patient noch ansprechbar ist, allfällige Notfallpräparate in Form von Tabletten, Tropfen oder Sirup und evtl. den Asthma-Notfallspray verabreichen.
  • Sofort ärztliche Hilfe anfordern!

Wichtig: Betroffene müssen «ihre» Auslöser und Symptome einer anaphylaktischen Reaktion kennen. Auch Angehörige, Freunde, Lehrer, Mitschüler und Arbeitskollegen sollen informiert und über die Notfallmassnahmen instruiert sein.

Wichtig auch: Jeder Patient mit einer Hautreaktion oder Juckreiz am ganzen Körper muss allergologisch abgeklärt werden und – unabhängig vom Schweregrad – Notfallmedikamente erhalten, die er im Wiederholungsfall sofort einnehmen kann.