Medical Tribune
30. Nov. 2012Die geistige Leistungsfähigkeit

Sport als Demenz-Prophylaxe?

Schlechte körperliche Leistungsfähigkeit geht im hohen Alter mit vermehrten Demenzraten einher. US-Forscher hoffen nun, mit Training auch den geistigen Abbau aufhalten zu können. In einer Querschnittsstudie untersuchten die Wissenschaftler 629 Hochbetagte (ab 90 Jahren), davon 72,5 % Frauen, auf ihre körperliche und geistige Fitness.

Die physische Verfassung wurde anhand von Geh- und Grifftests, Aufsteh- und Standübungen gemessen. Die geistige Leistungsfähigkeit testete man mit verschiedenen kognitiven Tests, schreibt das Team um Dr. Szofia S. Bullain von der Universität von Kalifornien in "Archives of Neurology".

Motorische Verschlechterung geht mit geistigem Abbau einher

Schlechtes Abschneiden bei den motorischen Aufgaben ging eindeutig mit verminderter mentaler Leistung einher. Selbst geringfügige Verschlechterungen der physischen Funktionen äusserten sich bereits in einer höheren Demenz-Wahrscheinlichkeit.

Auch wenn man andere Einflussfaktoren herausrechnete, blieb der Zusammenhang zwischen körperlichem und geistigem Abbau erhalten. Am stärksten war die Assoziation zwischen verlangsamter Ganggeschwindigkeit und Demenz.

In einer anderen Studie war bereits zuvor gezeigt worden, dass die Probleme beim Gehen der Denkleistungsverschlechterung um im Mittel vier Jahre vorausgehen. Dies spricht dafür, dass körperliche Funktionseinbussen, insbesondere der verlangsamte Gang, einen eigenständigen Risikofaktor für Demenz darstellen.

Krankengymnastik fürs Gehirn

Eventuell trägt auch die Inaktivität vieler Hochbetagter zur schwachen motorischen Verfassung bei. Die Forscher halten es deshalb für möglich, dass man mit Physiotherapie und körperlichem Training nicht nur die körperliche Leistungskraft bessern, sondern vielleicht sogar die Entwicklung einer Demenz aufhalten könnte. Um den Zusammenhang zwischen motorischer und Gedächtnisleistung im Alter besser verstehen zu können, forden sie weitere Studien.

Quelle: S. Bullain et al., Arch Neurol 2012; online first