Medical Tribune
27. Mai 2024So bekommt man in Zusammenarbeit mit den Eltern die Insomnie in den Griff

Schlafstörungen bei Schülern

Schlafprobleme bei Schulkindern und Jugendlichen können verschiedene Ursachen haben. Entscheidend ist die passende Behandlung. Manche benötigen lediglich strengere Regeln für die Nutzung von Smartphones, PCs und ähnlichen Geräten, während bei anderen ein ärztliches Eingreifen erforderlich ist.

Hinter Schlafstörungen im Schulalter können vielfältige Gründe stecken.
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Eine mögliche Ursache für schlechten Schlaf ist die obstruktive Schlafapnoe (OSA). Eltern nehmen oft wenig Anstoss daran, wenn ihre Kinder schnarchen.

Doch habituelles Schnarchen in der Kindheit und Jugend ist mit einem erhöhten Krankheitsrisiko verbunden (siehe Kasten). Auch die kognitive Leistungsfähigkeit kann beeinträchtigt sein. Daher sollten Ärzte bei jeder Vorsorgeuntersuchung nach diesem Symptom fragen, betonen deutsche Autoren in einer aktuellen Übersichtsarbeit (1).

Folgen des habituellen Schnarchens

  • Schlafprobleme
  • kardiovaskuläre Erkrankungen
  • Einschränkungen der Tagesaktivität mit morgendlichen Kopfschmerzen, Hyperaktivität und Konzentrationsschwierigkeiten
  • emotionale Störungen

Schnarcher mit Adipositas müssen ins Schlaflabor

Junge Patienten mit Adipositas oder Fehlbildungen im Kiefer- und Gesichtsbereich sollten bei Anzeichen einer schlafbezogenen Atemstörung einer polygrafischen oder polysomnografischen Untersuchung unterzogen werden. Die Behandlung richtet sich nach den individuellen Befunden (z.B. Gewichtsreduktion, kieferorthopädische Eingriffe).

Bei vergrösserten Rachen- und Gaumenmandeln und fehlenden weiteren Risikofaktoren wird empfohlen, die übermässig gewachsenen Strukturen zu verkleinern. Zunächst kann ein Versuch mit einer entzündungshemmenden Therapie (initial nasales Steroid über sechs Wochen, off-label) gerechtfertigt sein. Eine Adenotonsillotomie ist angezeigt, wenn die Beschwerden anhalten oder bereits zu Beginn moderate bis schwere OSA-Symptome vorliegen.

Wenn der Erfolg ausbleibt, kann eine PAP (positive airway pressure) -Therapie in Betracht gezogen werden - vorausgesetzt, die Nasenatmung ist nicht beeinträchtigt. Die Beatmung sollte nur so lange wie nötig erfolgen. Denn je nach Art der Maske besteht langfristig die Gefahr einer Verformung des Mittelgesichts.

Schlafmangel fördert eine ADHS-Problematik

Eine weitere mögliche Ursache für Schlafprobleme ist die Aufmerksamkeitsdefizit- und Hyperaktivitätsstörung (ADHS). Bei Kindern und Jugendlichen mit Anzeichen von ADHS sollte daher immer nach Schlafstörungen gesucht und diese gegebenenfalls behandelt werden. Möglicherweise verbessert sich dadurch auch die Hyperaktivität.

Eine weitere Störung des Nachtschlafs ist das Restless-Legs-Syndrom (RLS). Die Prävalenz bei Kindern wird auf zwei Prozent geschätzt. Patienten mit ADHS sind besonders häufig betroffen, bis zu 50 Prozent. Bei Kindern unter sechs Jahren gestaltet sich die Diagnose schwierig, da sie ihre Beschwerden nicht gut beschreiben können. Bis zu 80 Prozent der jungen RLS-Patienten haben mindestens einen betroffenen Elternteil.

Handys und Schlafstörungen

Ein immer wichtiger werdender Faktor für Schlafstörungen ist der ungünstige Umgang mit Smartphones, Tablets und internetfähigen Spielkonsolen. Diese werden häufig auch abends und nachts genutzt. Laut einer Erhebung der ARD aus dem Jahr 2022 verbringen Jugendliche im Alter von 14 bis 19 Jahren durchschnittlich 5,7 Stunden täglich mit diesen Medien.

Eine Längsschnittstudie einer deutschen Krankenkasse ergab, dass 11,8 Prozent der Kinder und Jugendlichen im Alter von zehn bis 17 Jahren im Jahr 2022 die Kriterien für riskantes Computerspielverhalten erfüllten. Hochgerechnet weisen etwa 622.500 Kinder in Deutschland ein problematisches Konsumverhalten auf.

Daher empfehlen die beiden Kinderärzte, bei jeder Vorsorgeuntersuchung auch nach der Nutzung von Computern, Mobiltelefonen, Fernsehern usw. zu fragen. Eltern und Kinder sollten über den Zusammenhang zwischen der Nutzung elektronischer Medien und Schlafmangel aufgeklärt werden.

Feste Regeln und Vorbildwirkung

Es ist hilfreich, feste Regeln festzulegen, wie lange Kinder täglich fernsehen, Computerspiele spielen und Musik hören dürfen. Es sollten Ausnahmen für Regentage ebenso berücksichtigt werden wie komplett medienfreie Tage, beispielsweise für gemeinsame Aktivitäten in der Familie. Damit die eigenen Kinder nicht isoliert werden, empfehlen die Autoren, dieselben Grenzen auch mit den Eltern von Freunden und Freundinnen zu vereinbaren. Und natürlich gilt: Die Erwachsenen sollten sich ihrer Vorbildfunktion bewusst sein.

Probleme mit Emotionen

Laut der Kölner Kinderschlafstudie haben Kinder mit Schlafstörungen bei Einschulung ein zwei- bis dreifach erhöhtes Risiko für Probleme mit Gleichaltrigen, Hyperaktivität und Störungen des Sozialverhaltens. Am stärksten ausgeprägt ist die Assoziation zwischen Tagesmüdigkeit und emotionaler Beeinträchtigung (relatives Risiko: 4,7). Dabei dominieren Depressivität und Angststörungen.