Medical Tribune
20. März 2023Von Apathie bis Wahn

Diagnose und Behandlung des Delirs

Ein Delir verläuft bei älteren Patienten nach wie vor in bis zu 30 Prozent der Fälle letal. Eine frühe Therapie kann für Abhilfe sorgen – aber die Störung wird häufig zu spät erkannt.

Das Delir wird nach wie vor oft zu spät erkannt.
SIphotography/gettyimages

Charakteristisch für das Delir sind der akute Beginn und der teilweise stark fluktuierende Verlauf. Zusätzlich müssen eine Aufmerksamkeitsstörung sowie eine Beeinträchtigung des Bewusstseins und/oder kognitiv-emotionale Veränderungen bestehen. Unterschieden werden zwei Typen mit unterschiedlichen Symptomen (siehe Kasten). Diese treten allerdings oft auch im Wechsel oder in einer Mischform auf.

Zwei Typen des Delirs

  • Hyperaktiv: gesteigerte motorische Unruhe, eventuell aggressives Verhalten, Verkennung von Situationen, optische Halluzinationen, wahnhaftes Gefühl der Bedrohung
  • Hypoaktiv: deutliche motorische und kognitive Verlangsamung, reduzierte Aktivität, Antriebslosigkeit bis zur Apathie

Das hyperaktive Delir kommt eher infolge eines Alkoholentzugs vor und wird meist rasch bemerkt. Der hypoaktive Typ findet sich dagegen vorwiegend bei älteren Menschen und wird häufig zu lange übersehen, beschreibt Prof. Dr. ­Matthias ­Maschke vom Brüderkrankenhaus Trier in seiner Übersichtsarbeit (1).

Auch nicht-medikamentöse Massnahmen sind wertvoll

Differenzialdiagnostisch gilt es unter anderem, eine Meningitis, einen Schlaganfall, eine beginnende Parkinsonerkrankung und einen epileptischen Anfall auszuschliessen. Zerebelläre Symptome könnten auf eine vorbestehende Alkoholabhängigkeit hindeuten.

Die Therapie zielt auf eine Wiederherstellung der normalen Hirnfunktion ab. Empfehlenswert ist ein multimodaler Ansatz, bei dem nichtmedikamentöse Massnahmen ebenso wertvoll sind wie Arzneimittel. Dazu zählen vor allem eine aktivierende Pflege und die frühe Mobilisierung der Patienten.

Eine Reiz­überflutung ist ebenso zu vermeiden wie die Reizdeprivation. Die frühe Einbeziehung der Angehörigen in Form von Besuchen, Videotelefonie oder Familienfotos erleichtert den Betroffenen die Reorientierung.

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