Medical Tribune
31. März 2016Placebo-Behandlung bei Parkinsonkranken

Therapieansprechen auf Placebo kann man lernen

Bisher war bekannt, dass eine Placebo-Behandlung bei Parkinsonkranken z.B. die Dopamin-Freisetzung fördern kann. Allerdings sprechen nicht alle Patienten darauf an. Italienische Forscher prüften, ob sich Non-Responder mit entsprechender "Neuronen-Schulung" in Responder verwandeln lassen. Als Probanden wählten sie präoperative Parkinsonpatienten vor der Implantation von Elektroden zur tiefen Hirnstimulation.

Eine primäre Injektion mit Kochsalzlösung hatte bei ihnen keinen Effekt gezeigt (Non-Responder). Das änderte sich durch den Einsatz von Apomorphin: Ein bis vier Tage vor dem Eingriff applizierten die Forscher einmal täglich das Parkinsonmittel. Während der Op. wurde Apomorphin durch Placebo ersetzt. Infolge der "Verum-Schulung" führte auch die NaCl-Spritze zu einer verringerten Muskelrigidität und einer verstärkten Thalamus-Aktivität.

Die klinischen und neuronalen Verbesserungen waren umso stärker ausgeprägt, je mehr Apomorphin der Patient im Voraus erhalten hatte: Nach vier Injektionen mit dem Dopamin-Rezeptoragonisten wirkte das Placebo ebenso stark wie eine echte Apomorphin-Injektion, und der Effekt hielt bis zu 24 Stunden an.

Die Forschen hoffen nun, z.B. mit alternierender Applikation von Verum und Placebo, die Wirkstoffdosis – bei gleichem klinischen Benefit – reduzieren zu können.

Quelle: Fabrizio Benedetti et al., J Physiol 2016; online first