Medical Tribune
21. März 2013Kognitive Verhaltenstherapie

Depression trotzt Arznei: Psychotherapie hilft

Nur bei etwa jedem dritten depressiven Patienten vermögen die primär eingesetzten Medikamente die Symptome hinreichend zu lindern. Kollegen verschiedener britischer Universitäten wollten nun wissen, ob diese Kranken von kognitiver Verhaltenstherapie profitieren. Deshalb starteten sie eine randomisierte, kontrollierte Studie namens CoBalT*.

Verhaltenstherapie: 46 Pozent erreichten eine Rückgang der depressiven Symptomatik

Aufgenommen wurden 469 depressive Patienten aus 73 Hausarztpraxen, die auf eine mindestens sechswöchige, ausreichend dosierte Therapie unzureichend angesprochen hatten. Die eine Hälfte der Probanden wurde von ihren Haus­ärzten weiterbehandelt wie bisher, die andere Hälfte erhielt zusätzlich eine kognitive Verhaltenstherapie beim Spezialisten.

Nach sechs und 12 Monaten wurde Bilanz gezogen. Die meisten Teilnehmer (84 %) waren ein Jahr bei der Stange geblieben und konnten in die Auswertung einbezogen werden. In der Verhaltenstherapie-Gruppe hatten immerhin 95 Teilnehmer (46 %) nach einem halben Jahr das Therapieziel einer 50%igen Reduktion der depressiven Symptome erreicht – in der Vergleichgruppe ohne spezielle Psychotherapie schafften dies nur knapp halb so viele (22 %).

Depression: Therapiechance, aber keinen Therapieplatz

Somit belegt erstmals eine grössere randomisierte, kontrollierte Studie, dass eine zusätzliche Verhaltenstherapie nach Versagen der antidepressiven Medikation sinnvoll ist, schreibt die Autorin. Allerdings gelte die Evidenz nur für eine strukturierte Verhaltenstherapie beim Spezialisten.

Die grosse Herausforderung wird es sein, eine solche Therapie allen Patienten anzubieten, die sie benötigen. Doch nicht nur Therapieplätze sind oft rar, die angebotene Behandlung besteht zudem vielfach aus einer wilden Mischung verschiedener Techniken und weniger aus der eigentlich als erfolgreich geprüften kognitiven Verhaltenstherapie.

*Cognitive Behavioural Therapy

Quelle: Nicola Wiles et al., Lancet 2013; 381: 375-384