Medical Tribune
23. Sept. 2024Fortgeschrittene Krebserkrankungen erfordern oft schwierige Entscheidungen

Kompromisse zwischen Behandlungszielen finden

Welche Behandlungsziele sind für Menschen mit unheilbarem Krebs und ihre pflegenden Angehörigen wirklich wichtig? Diese Frage untersuchten Forscher aus Singapur. Sie interessierten sich auch für das Verhältnis zwischen Lebensverlängerung und Kostendämpfung.

Nicht für alle Patienten mit Krebs sind die Behandlungsziele gleich.
Jacob Lund/stock.adobe.com

Das Team analysierte die Daten der COMPASS-Studie (1), in der Patienten mit malignen soliden Tumoren im Stadium IV und ihre pflegenden Angehörigen befragt wurden.

Forschungsschwerpunkt: Lebensverlängerung versus Kostendämpfung

Insgesamt 210 Paare aus Betreuenden und Erkrankten füllten vierteljährlich – bis zum Tod der Erkrankten – Fragebögen aus.

Sie gaben dabei zwei Präferenzen an: Lebensverlängerung gegenüber Schmerzfreiheit oder Wohlbefinden und Lebensverlängerung gegenüber finanziellen Kosten. Die Forscher erfassten auch Merkmale der Teilnehmer und untersuchten die Interaktionen zwischen Erkrankten und Pflegenden.

Behandlungsziele Lebensverlängerung vs. Symptomlinderung

34 Prozent der Krebskranken waren bereit, ihre Lebensdauer zu verkürzen, um ihre Symptome und Schmerzen zu lindern. 29 Prozent der pflegenden Angehörigen sahen es genauso.

Ein Viertel der Erkrankten (24 %) und ein Fünftel der Betreuenden (19 %) bevorzugten hingegen lebensverlängernde Therapien gegenüber Schmerzfreiheit.

Für 28 Prozent der Betroffenen und 17 Prozent der Pflegenden waren finanzielle Aspekte wichtiger als die reine Überlebensdauer. Für 26 Prozent der Krebskranken und 35 Prozent der familiären Helfer spielten höhere Kosten eine untergeordnete Rolle. Die Einstellungen der Betroffenen und ihrer Angehörigen änderten sich nicht, als die Erkrankten in die Terminalphase eintraten.

Unnötige Therapien aus Sicht der Patienten verhindern

Erkrankte mit starken tumorbedingten Beschwerden, geringer Spiritualität und dem Bewusstsein der Unheilbarkeit ihrer Krankheit priorisierten die Symptombehandlung über die Lebensverlängerung. Ältere mit hohem Leidensdruck und geringer Spiritualität legten mehr Wert auf Kosteneinsparung als auf Lebensverlängerung, besonders wenn ihre familiäre Betreuung finanzschwach war.

Das Autorenteam betont die Notwendigkeit von Interventionen, die Kompromisse zwischen den Behandlungszielen der Pflegenden und der Krebskranken finden. So könnten realistischere Erwartungen geweckt und unnötige Behandlungen aus Sicht der Erkrankten vermieden werden.