Bloss nicht die günstige Prognose riskieren
Als dritthäufigstes hämato-onkologisches Malignom ist das Multiple Myelom für 1 % aller Krebsfälle verantwortlich.1 Die Prognose wird in erster Linie durch die kardiovaskuläre Risikokonstellation bestimmt, die sich aus dem individuellen Risikoprofil, dem Myelom-bedingten und dem therapieassoziierten Risiko zusammensetzt.1 Elotuzumab bietet sich als Kombinationspartner in der Zweitlinientherapie an, weil es aufgrund von Studiendaten in puncto kardiovaskuläre Komplikationen als neutral gilt.2
Die Überlebensrate von Patienten mit Multiplem Myelom (MM) hat sich durch neue Therapielinien zwar deutlich verbessert3, doch sterben unverändert viele Patienten an den Komplikationen von Begleiterkrankungen.4 In der ELOQUENT-3, einer Phase-II-Studie, führte Elotuzumab in Kombination mit Pomalidomid und Dexamethason (E/P/D) bei Patienten mit rezidiviertem und/oder refraktärem RR-MM zu einem signifikant verlängerten progressionsfreien Überleben (PFS) im Vergleich mit der Zweierkombination (P/D). Das mediane PFS betrug 10,3 vs. 4,7 Monate, und war damit mehr als doppelt so lang (HR = 0,54, p = 0,008) als unter P/D. Auch die Gesamtansprechrate war mit 53 % vs. 26 % signifikant überlegen.3
Kardiovaskuläre Komorbidität im Fokus
In westlichen Ländern führen unverändert kardiovaskuläre Erkrankungen die Liste der häufigsten Todesursachen an.4 Darüber hinaus repräsentieren sie auch die häufigste Komorbidität bei Patienten mit MM, wie klinische US-Praxisdaten (n = 32193) zeigen konnten.5 Bei zwei Drittel der MM-Patienten bestand bei Diagnosestellung bereits eine kardiale Komorbidität: In erster Linie handelte es sich um Herzrhythmusstörungen und ischämische Herzerkrankungen.5 Während der Beobachtungszeit (12–18 Monaten) traten, unabhängig davon, ob es sich um eine initiale oder eine Rezidiv-Therapie handelte, bei knapp drei Viertel der MM-Patienten, kardiale Ereignisse auf.5
Während einer Beobachtungszeit von neun Monaten war das Risiko, eine kardiovaskuläre Erkrankung zu entwickeln, bei MM-Patienten gegenüber alters- und geschlechts-gematchten Patienten ohne MM signifikant erhöht (HR 2,2).6 Als Faktoren, die zur kardialen Komorbidität der typischerweise älteren MM-Patienten beitragen, nannten die Autoren sowohl alterstypische kardiale Risiken, als auch MM-bezogene Faktoren wie Amyloid-Infiltration, Hyperviskosität, arteriovenöse-Shunts und chronische Anämie.5
Vorsicht mit Proteasom-Inhibitoren beim MM
Negative kardiale Auswirkungen zeigten sich ausserdem unter einer MM-Therapie mit Anthrazyklinen, immunmodulatorischen Wirkstoffen und Proteasom-Inhibitoren.5
Da neben erkrankungsbedingten Faktoren auch die in der MM-Therapie eingesetzten Wirkstoffe, vor allem Proteasom-Inhibitoren für unerwünschte kardiovaskuläre Ereignisse verantwortlich zu sein scheinen, wurde diese Hypothese in Studien überprüft.
Proteasom-Inhibitoren wie Bortezomib oder Carfilzomib führten als neue Therapieoption bei Patienten mit RR-MM zu einer hohen Ansprechrate und einem verlängerten Überleben.7
Aufgrund des günstigen Nebenwirkungsprofils ist Elotuzumab als Zweitlinientherapie auch bei komorbiden MM-Patienten einsetzbar. Da bisher keine kardiovaskulären Ereignisse unter Elotuzumab beobachtet wurden, kommt es auch bei MM mit kardiovaskulären Begleiterkrankungen in Frage.
Referenzen:
1. DGK-Pressemitteilung, Presstext DGK 04/2018,
2. Fachinformation Emplicity
3. Kistler KD et al. Cardiac event rates in patients with newly diagnosed and relapsed Multiple Myeloma in US clincal practice. Blood 2012; 102(21): 2016
4. Kistler KD et al. Incidence and risk of cardiac events in patients with previously treated Multiple Myeloma versus matched pateints without Multiple Myeloma: an observational, retrospective, cohort study. Clin Lymphoma Myeloma Leuk 2017; 17(2): 89–96.e3.
5. Iannacone A et al. Evaluation of cardiovascular toxicitiy associated with treatments scotaining proteasome inhibitors in Multiple Myeloma therapy. High Blood Press Cardiov asc Prev 2018; 25(2): 209–218.
6. Bringhen S et al. Cardiovascular adverse events in modern myeloma therapy – incidence and risks. A review from the European Myeloma Network (ENM) and the Italian Society of Arterial Hypertension (SIIA). Haematologica 2018; 103(9): 1422–1432.