Medical Tribune
1. Dez. 2015Lebermetastasen

Bis wann lohnt die Metastasen-Entfernung in der Leber?

Dr. Christopher M. Booth aus Kingston/Ontario, Kanada, und Kollegen werteten die Krankenakten von 1310 Darmkrebs-Patienten aus, bei denen zwischen 2002 und 2009 Lebermetastasen operativ entfernt wurden. 710 dieser Patienten waren jünger als 65 Jahre, 414 zwischen 65 und 74 Jahre und 186 über 75 Jahre alt.

Weniger Operationen im Alter

Die Ergebnisse zeigten, dass die Ärzte bei jüngeren Patienten deutlich häufiger zum Skalpell griffen als bei den älteren. Bei den unter 65-Jährigen resezierten sie bei jedem 26. Patienten Lebermetastasen. Bei den 65- bis 74-Jährigen registrierten die Autoren eine Resektion pro 38 Patienten und im Alter über 75 Jahren sogar nur noch eine pro 101 Krebskranken.

Auch das Volumen der resezierten Lebermetasten war im Alter geringer. Bei den über 75-Jährigen betrug die Rate an grösseren Leberresektionen mit mehr als drei Segmenten nur 42 % versus 65 % bei den beiden jüngeren Altersgruppen. Eine perioperative Chemotherapie wurde den älteren Patienten ebenfalls seltener zugemutet (71 bzw. 65 % vs. 41 %).

Nur jede Zweite überlebt fünf Jahre

Bei der Krebs-spezifischen Fünfjahresüberlebenszeit schnitten die Älteren nach der Metastasenresektion deutlich schlechter ab: 49 % der unter 65-Jährigen erreichten dieses Ziel, dagegen nur 35 % der über 75-Jährigen. Damit scheint die postoperative Mortalität nach Resektion von Lebermetastasen bei älteren Menschen trotz der weniger aggressiven Therapie höher zu sein.

Dennoch lässt sich auch bei einem nicht geringen Teil der hochbetagten Patienten durch den Eingriff noch ein Langzeitüberleben erreichen, betonen die Autoren. Hier sei noch weitere Forschung z.B. auch in Bezug auf verbleibende Leberfunktionsreserven erforderlich.

Quelle: Christopher M. Booth et al; JAMA Oncol (2015), doi:10.1001/jamaoncol.2015.2943