Medical Tribune
25. Nov. 2015Diagnose Mammakarzinoms

Mamma-Screening bald im Urin?

Screeningprogramme zur frühen Diagnose des Mammakarzinoms geraten immer wieder in die Kritik. So geht die Mammographie mit einer relativ hohen Strahlenbelastung einher und liefert viele falsch positive Befunde. Dies kann zur Überdiagnostik führen und betroffene Frauen stark beunruhigen.

Forscher der Klinik für Frauenheilkunde des Universitätsklinikums Freiburg haben jetzt einen neuen Ansatz entwickelt, Brustkrebs anhand von Urinproben nachzuweisen. Dabei nutzten sie die in Krebszellen oft fehlregulierte Mikro-RNA, die über das Blut auch in den Urin gelangt. Dieses Mikro-RNA-Profil im Urin ist bei Brustkrebspatientinnen ganz charakteristisch verändert, berichtet Dr. Thalia Erbes aus Freiburg.

Mikro-RNA-Test ist spezifisch und nicht-invasiv

Von neun untersuchten Mikro-RNAs wiesen vier deutliche Konzentrationsunterschiede im Urin zwischen gesunden Frauen und Mammakarzinom-Patientinnen auf. In einer Pilotstudie wurde das neue Verfahren bei 24 gesunden Frauen und 24 Patientinnen mit gesichertem Mammakarzinom in den Tumorstadien eins, zwei und drei getestet. Anhand des Mikro-RNA-Profils im Urin konnten die Wissenschaftler mit 91-prozentiger Sicherheit vorhersagen, ob ein Mammakarzinom vorliegt.

Wenn sich dies bei grösseren Patientengruppen bestätigt, hätte man einen einfachen Test, für den nur wenige Milliliter Urin benötigt würden. Dies könnte dazu führen, dass Screeningprogramme von mehr Frauen wahrgenommen werden. Auch für Verlaufsbeobachtungen nach Therapie könnte der neue Test genutzt werden. Die Forscher aus Freiburg haben ihren Test bereits zum Patent angemeldet.

Quelle: Thalia Erbes et al., BMC Cancer 2015, 15:193 doi:10.1186/s12885-015-1190-4