Aktivierte Arthrose: Wie die Therapie gelingt
Typisch für eine aktivierte Arthrose ist eine plötzliche Zunahme der Beschwerden, die über die üblichen Schwankungen weit hinausgeht und mindestens 24 Stunden anhält. Aber handelt es sich wirklich um eine Aktivierung oder um eine Progression? Diese Frage ist bei der Arthrose oft schwer zu beantworten, aber entscheidend für den Therapieerfolg.
Die aktivierte Arthrose tritt meistens an den Knie- und Hüftgelenken auf.
Typischerweise verschlimmern sich die Schmerzen zunehmend, die Morgensteifigkeit kann länger als 20 Minuten anhalten. Tagesaktivitäten und Nachtschlaf sind stark beeinträchtigt. Bei der Untersuchung können eventuell eine Trias aus Schwellung, Gelenkerguss und Überwärmung festgestellt werden.
Aktivierte Gonarthrose hält drei bis fünf Tage an
Studien haben ergeben, dass die aktivierte Gonarthrose zwischen drei und acht Tagen anhält. Grundsätzlich können alle Patienten mit der degenerativen Gelenkerkrankung akute Verschlimmerungen erleben, betont das Autorenteam einer aktuellen Übersichtsarbeit (1).
Nicht alle Patienten sind sich jedoch bewusst, dass ihre degenerative Gelenkerkrankung schubweise auftreten kann. Daher empfehlen die britischen Experten, das Thema präventiv anzusprechen. Zu den Risikofaktoren für die Kniearthrose zählen fortgeschrittenes Alter, hoher BMI, längere Krankheitsdauer und das Tragen von hochhackigen Schuhen.
Verletzungen und Malignome ausschliessen
Die Diagnose einer akuten Exazerbation kann in der Regel anhand der geschilderten Beschwerden und der klinischen Befunde gestellt werden. Eine radiologische Diagnostik wird nicht routinemässig empfohlen, kann aber bei untypischen Symptomen hilfreich sein. Als mögliche Differentialdiagnosen nennen die Experten
- Gichtanfälle
- akute Kalziumpyrophosphatarthritis sowie
- rheumatische und septische Gelenkentzündungen.
- Ausserdem müssen Malignome, Verletzungen und eine avaskuläre Knochennekrose ausgeschlossen werden.
Hierfür eignen sich Laboruntersuchungen und Röntgenaufnahmen.
Aktivierte Arthrose: Ursachensuche angezeigt
Viele Patienten möchten wissen, warum sich ihre Arthrose aktiviert hat. Diese Frage lässt sich oft schwer beantworten. Bisher wurde die stärkste Assoziation mit körperlicher Überlastung, Instabilität im Kniegelenk und mangelnder Muskelkraft festgestellt.
Eine Studie identifizierte als potenziell auslösende Tätigkeiten unter anderem langes Laufen oder Stehen, Hocken oder Knien in den 24 Stunden vor der Verschlimmerung. Auch psychische Faktoren wie Niedergeschlagenheit und Schlafstörungen können eine Rolle spielen. Die Autoren empfehlen, die genannten Ursachen nur als Beispiele zu nennen, um dem Patienten zu helfen, den persönlichen Auslöser für eine aktivierte Arthrose herauszufinden. Ein Symptom-Tagebuch kann bei der Suche hilfreich sein.
Kurzfristige Schonung kann Symptome lindern
Therapeutisch gilt es zunächst, die chronische Gelenkerkrankung in den Griff zu bekommen, zum Beispiel durch Physiotherapie und Gewichtsreduktion. Noch unklar ist, ob die Patienten während der Aktivierung ihre üblichen körperlichen Tätigkeiten beibehalten sollten. Nach Erfahrung der Autoren kann eine kurzfristige Schonung die Symptomkontrolle erleichtern. Auch der Einsatz von Gehhilfen im Akutstadium erscheint sinnvoll.
Das wichtigste Therapieziel ist die rasche Linderung der Schmerzen. Hierfür eignen sich zum Beispiel topische und orale NSAR in der niedrigsten effektiven Dosis. Bei starken Beschwerden können intraartikuläre Steroid-Injektionen helfen. Paracetamol und schwache Opioide sollten nur kurzfristig eingesetzt werden, zum Beispiel wenn andere Medikamente kontraindiziert sind (z.B. aufgrund von NSAR-bedingten Blutungen, schwerer Niereninsuffizienz oder bekannten Magen- oder Duodenalulzera), nicht vertragen werden oder nicht ausreichend wirken.
Wenn Patienten nicht auf die Therapie (mit und ohne Medikamente) ansprechen, liegt wahrscheinlich keine Verschlimmerung, sondern eine fortschreitende Arthrose vor.
- Parry E, Walker C, Thomas MJ. Recognising and managing osteoarthritis flares in primary care. BMJ. 2023 Oct 9;383:e076455. doi: 10.1136/bmj-2023-076455.