Medical Tribune
10. Jan. 2024Was die schlechte Umweltbilanz von Endoskopien verursacht und wie man sie verbessern kann

Die Endoskopie grüner machen

Der Begriff «Green Endoscopy» ist derzeit in aller Munde. Welche Faktoren tragen zur schlechten Umweltbilanz der Endoskopie bei? Und welche Möglichkeiten gibt es, CO2 einzusparen?

Arzt in blauem Kittel führt eine Endoskopie durch.
Issara/stock.adobe.com
Auch die Raum­temperatur wirkt sich auf den endoskopie­bedingten CO2-Fussabdruck aus.

Auch die Medizin kann nicht leugnen, zum Klimawandel beizutragen. Insbesondere endoskopische Abteilungen sind dabei kritische CO2-Produzenten und stehen vor der Herausforderung, ihre eigene Kohlendioxidproduktion zu reduzieren.

Wie viel CO2 produziert eine durchschnittliche Endoskopie-Einheit?

Dr. Dorothea Henniger von der gastroenterologischen Abteilung des Würzburger Universitätskrankenhauses hat gemeinsam mit Kollegen und Kolleginnen eine Studie durchgeführt, um Einsparpotenziale zu identifizieren.

Das Team hat zunächst gründlich untersucht, wie viel Kohlendioxid sie im Jahr 2022 vor Ort produziert haben, zum Beispiel durch Heizung und den Betrieb der Abteilung. Auch die Müllproduktion und der Materialverbrauch wurden analysiert. Darüber hinaus wurden die CO2-Äquivalente untersucht, die hauptsächlich durch die Produktion und Lieferung von Materialien entstehen. Zudem verschickten die Forscher Fragebögen an 44 beteiligte Unternehmen.

Eine durchschnittliche Endoskopieeinheit wie die in Würzburg, die jährlich 7.500 bis 8.000 Untersuchungen durchführt, emittiert jährlich 62,72 Tonnen Kohlendioxid. Das entspricht etwa der Menge an Kohlendioxid, die entsteht, wenn 100 Personen von Frankfurt nach Los Angeles fliegen.

«Es gibt noch Möglichkeiten für weitere Verbesserungen»

Die Autoren bewerten diesen Wert im medizinischen Kontext als "relativ niedrig". Einer der Gründe, warum die CO2-Bilanz der Endoskopie in dieser Studie besser ausfiel, war, dass bisherige Modelle nur das Anfallen von Abfall berücksichtigte, aber nicht, dass etwa die Verbrennung von Müll Energie auch wieder einsparen kann.

Dennoch sehen sie Möglichkeiten für weitere Verbesserungen. Sie haben auch einige Vorschläge parat: Durch den Umstieg auf Strom aus erneuerbaren Quellen lassen sich bereits 30 Prozent der Emissionen einsparen.

Es ist auch sinnvoll, die Raumtemperatur im Auge zu behalten und die Lieferketten zu überprüfen. Laut Dorothea Henniger werden 50 Prozent der Geräte in Ländern produziert, die mehr als 5000 Kilometer entfernt liegen. In zehn Prozent der Fälle werden die Güter per Flugzeug transportiert. Allein die Vermeidung solcher unnötigen Transportwege verbessert die CO2-Bilanz um sieben bis acht Prozent.