Medical Tribune
9. Dez. 2025Steckt ein dopaminunabhängiger Mechanismus dahinter?

Restless-Legs-Syndrom als Parkinson-Risikofaktor

Patienten mit Restless-Legs-Syndrom (RLS) haben ein signifikant erhöhtes Risiko, an einem Morbus Parkinson zu erkranken. Das ist das Ergebnis einer neuen Studie, die auch einen Zusammenhang mit dem Dopaminsystem widerlegt.

Frau mit Restless-Legs-Syndrom
Andrey Popov/stock.adobe.com

Das Restless-Legs-Syndrom ist eine häufige neurologische Störung, die mit unangenehmen Missempfindungen und einem Bewegungsdrang der Beine einhergeht. Die Symptome treten häufig in Ruhephasen, insbesondere nachts, auf, und bessern sich oft durch Bewegung.

Wodurch das RLS entsteht, ist nach wie vor ungeklärt. Man vermutet jedoch, dass das Dopaminsystem dahintersteckt. Dopaminagonisten stellen für viele RLS-Patienten etwa eine wirksame Behandlungsoption dar.

Restless-Legs-Syndrom und Parkinson: Prodromalsyndrom, Risikofaktor oder Folge?

Das RLS könnte ein Prodromalsyndrom, eine sekundäre Folge oder ein unabhängiger Risikofaktor der Parkinson-Krankheit sein. Frühere Studien konzentrierten sich dabei hauptsächlich auf RLS-Symptome bei bereits erkrankten Parkinson-Patienten und untersuchten überwiegend Männer, obwohl RLS deutlich häufiger bei Frauen auftritt.

Ein südkoreanisches Forscherteam versuchte dies nun im Zuge einer retrospektiven Kohortenstudie zu klären. Dazu nutzte es Daten aus einer nationalen Versicherungskohorte mit rund einer Million Teilnehmern, aus denen es insgesamt 9.919 Patienten mit RLS sowie gleich viele ach Alter, Geschlecht und Komorbiditäten gematchte Personen ohne RLS identifizierte.

Parkinson-Risiko bei RLS-Patienten deutlich erhöht

Während des 15-jährigen Beobachtungszeitraumes erhielten insgesamt 1,6% der RLS-Patienten sowie 1,0% in der Kontrollgruppe eine Parkinson-Diagnose. Bei RLS-Betroffenen trat die Erkrankung zudem tendenziell früher auf als bei den Kontrollen (nach 14,88 bzw. 14,93 Jahren).

Patienten, denen keine Dopaminagonisten zur Behandlung des RLS verordnet worden waren, hatten eine noch höhere Inzidenz von 2,1%, und eine Dauer bis zur Parkinson-Diagnose von 14,84 Jahren (gegenüber 0,5% und 14,97 Jahren in der DA-behandelten Gruppe).

Diese Beobachtungen decken sich laut den Forschern mit früheren Studienergebnissen, in denen RLS mit einem höheren Risiko für die Parkinson-Erkrankung einherging –und das erstmals in einer grossen gemischtgeschlechtlichen Studienpopulation.

Überraschende Assoziation mit Dopamin

Laut den Autoren dürfte angesichts der Ergebnisse das RLS und Parkinson nicht primär über denselben dopaminergen Signalweg verbunden sein. In Frage kommen stattdessen andere pathophysiologische Mechanismen wie Eisenmangel, noradrenerge Signalwege und eine Beeinträchtigung der Schlafqualität durch das RLS (fehlt der Schlaf, kommt es zur vermehrten Akkumulation von Abfallprodukten wie α-Synuclein).

Auf Grundlage dieser Ergebnisse erscheint es den Autoren plausibler, RLS als potenziellen Risikofaktor für die Parkinson-Erkrankung und nicht als frühe Manifestation der Erkrankung zu betrachten», schreiben sie.