Medical Tribune
6. Dez. 2025Steckbrief

EPA: Omega-3 gegen stille Entzündungen

Entzündungen prägen viele chronische Erkrankungen – von kardiovaskulären und dermatologischen Leiden bis zu Autoimmunprozessen. Eine zentrale Rolle in ihrer Regulation übernehmen Omega-3-Fettsäuren, allen voran die Eicosapentaensäure (EPA).

Kaltwasserfische stellen gute Omega-3-Quellen dar.
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Omega-3-Fettsäuren sind Ausgangsstoffe für entzündungshemmende Mediatoren. EPA dient dem Körper zur Bildung der Prostaglandine der Serie 3 und Leukotriene der Serie 5 – Botenstoffe, die Entzündungen dämpfen.

Ihre Gegenspieler entstehen aus Arachidonsäure: Prostaglandine der Serie 2 und Leukotriene der Serie 4 fördern die Freisetzung entzündlicher Mediatoren. Entscheidend für eine antiinflammatorische Gesamtwirkung ist daher ein Überwiegen der «guten» Omega-3-Derivate.

Darüber hinaus stellt EPA die Grundlage für die Synthese von Resolvinen, Protektinen und Maresinen – Spezialmediatoren, die die aktive Auflösung von Entzündungsprozessen unterstützen.

Health Claim

Gemeinsam mit DHA trägt EPA laut EU-Health-Claim zur Erhaltung einer normalen Herzfunktion sowie normaler Cholesterinwerte bei.

Warum ein Mangel häufig ist

Ernährungswissenschaftlich empfohlen werden rund 1 g Omega-3-Fettsäuren pro Tag – eine Menge, die zwei bis drei Fischmahlzeiten pro Woche entspricht. Im Alltag wird dieser Richtwert oft verfehlt, insbesondere bei erhöhtem Bedarf (Wachstum, Entzündungen) oder wenn häufiger Fleisch als Fisch verzehrt wird.

Letzteres verschiebt das Fettsäurenverhältnis ungünstig zugunsten der Arachidonsäure – proinflammatorische Prozesse können leichter dominieren

Quellen und typische Mangelsymptome

EPA findet sich vor allem in Kaltwasserfischen wie Hering, Lachs und Makrele; ihre Omega-3-Dichte hängt mit den niedrigen Wassertemperaturen zusammen. Ursprüngliche Quelle ist das Phytoplankton – die Basis der marinen Nahrungskette.

Ein Mangel kann sich äussern durch:

  • erhöhte Infektanfälligkeit
  • trockene oder schuppige Haut, Ekzeme
  • entzündliche Hautläsionen, erhöhte Atopieneigung

Ein erhöhter Bedarf besteht u.a. in Schwangerschaft und Stillzeit, im Kindesalter und Wachstum, im Alter, bei überwiegendem Fleischkonsum, Allergien, Diabetes mellitus, Autoimmunerkrankungen (MS, Rheuma), Psoriasis, Neurodermitis sowie bei Malabsorption infolge chronisch-entzündlicher Darmerkrankungen oder Leber-/Gallenerkrankungen.

EPA in der Praxis

Obwohl viele Produkte EPA und DHA gemeinsam enthalten, wirken sie nicht identisch. Bei kardiovaskulären Fragestellungen, Fettstoffwechselstörungen, Hypertonie und entzündlichen Erkrankungen steht EPA im Vordergrund.

  • Prävention: Für die Vorbeugung von Herz-Kreislauf-Erkrankungen gelten ca. 1 g EPA/DHA pro Tag als sinnvoll. Eine gute Versorgung korreliert mit einem niedrigeren Risiko für Herzinfarkt und Schlaganfall.
  • Therapie: In therapeutischen Settings werden meist 2–4 g eingesetzt. Dosiseffekte zeigen sich insbesondere bei erhöhten Blutfetten: Triglyzeride sinken, das «gute» HDL steigt.
  • Antiinflammatorisch: EPA kann Entzündungen nicht nur bremsen, sondern auch zur Auflösung bereits bestehender inflammatorischer Prozesse beitragen – ein Mechanismus, der zunehmend in der modernen Entzündungsmedizin Beachtung findet.