Medical Tribune
3. Dez. 2025Ab 70 wird es kritisch

Kolorektalkarzinom: Oxaliplatin bringt in höherem Alter keinen Überlebensvorteil

Welche CRC-Patienten profitieren von einer adjuvanten Chemotherapie mit Oxaliplatin? Nicht nur das Tumorstadium, auch das Alter spielt eine entscheidende Rolle, wie Daten von über 8000 Betroffenen zeigen. Ab 70 Jahren entfällt der Überlebensvorteil gegenüber platinfreien Regimen.

Älterer Patient redet mit Ärztin.
Yakobchuk Olena/stock.adobe.com

Bei Kolorektalkarzinomen im Stadium II/III gilt die Resektion mit anschliessender adjuvanter Chemotherapie als Standard. Umstritten bleibt jedoch der Einsatz von Oxaliplatin zusätzlich zu fluoropyrimidinbasierten Regimen.

Eine retrospektive Kohortenstudie mit mehr als 8500 Patienten untersuchte daher, welchen Einfluss das Alter auf den Nutzen des Platinderivats hat. Prof. Dr. Dr. Jun Woo Bong vom Korea University Guro Hospital in Seoul und sein Team führten die Analyse durch.

Alle Teilnehmenden wiesen ein CRC im Stadium II (34,0 %) oder III (65,9 %) auf. Sie hatten nach kurativ intendierter radikaler Resektion eine adjuvante Chemotherapie mit CAPOX/FOLFOX/mFOLFOX oder ohne Oxaliplatin (Capecitabin, Fluor­ouracil plus Leucovorin) erhalten. Erkrankte, die mehr als 70 Jahre zählten, wurden mehr als viermal öfter platinfrei behandelt (38,6 % vs. 8,9 %).

Kein Überlebensvorteil durch Oxaliplatin im Stadium II

Im Stadium II beeinflusste Oxaliplatin die Überlebenschancen Behandelter nicht, egal aus welcher Altersgruppe. Bei weiter fortgeschrittenen Tumoren schien der Nutzen der Therapieintensivierung wiederum altersabhängig: Für Betroffene ≤ 70 Jahre mit Stadium-III-Befund ging das Platinderivat mit einem signifikanten OS-Vorteil einher (aHR 0,59; 95%-KI 0,46–0,77; p < 0,001). Nach fünf Jahren lebten noch 84,8 % mit und 78,1 % ohne Oxaliplatin (p = 0,003). In der Gruppe der über 70-Jährigen zeigte sich hingegen kein signifikanter Unterschied im Gesamtüberleben. Teilnehmende jenseits dieser Altersgrenze, die Oxaliplatin erhielten, brachen signifikant häufiger ihre Chemotherapie ab als bei platinfreien Regimen (39,9 % vs. 33,4 %; aOR 1,55; 95%-KI 1,19–2,03; p = 0,001). Für jüngere Patienten galt dies nicht, zudem lag ihre Abbruchrate grundsätzlich geringer (Stadium III: ≤ 70 Jahre 23,9 % vs. > 70 Jahre 37,4 %; p < 0,001).

Prof. Bong und sein Team fassen zusammen, dass die Hinzunahme von Oxaliplatin zu einer fluoropyrimidinhaltigen Chemotherapie nur Stadium-III-Erkrankten bis zum Alter von 70 Jahren einen Überlebensvorteil bot. Ältere hatten dadurch keinen signifikanten Zusatznutzen und es kam unter ihnen zu einer erhöhten Abbruchrate. Dies verdeutliche, wie wichtig es sei, die Behandlung Älterer individuell zu planen und dabei geriatrische Assessments einzubeziehen, um zu beurteilen, wer von aggressiven Interventionen profitiert.

Lässt sich die Dosis reduzieren oder die Gabe verkürzen?

Die Autoren verweisen auch auf Ergebnisse weiterer Studien, nach denen sich die Dauer der Chemotherapie im hohen Alter möglicherweise auf drei Monate verkürzen oder die Dosisintensität anpassen lässt. Beides könnte potenziell die Toxizitäten platinhaltiger Regime reduzieren und diese tolerabler machen. Für CRC-Patienten im Stadium II braucht es aus ihrer Sicht andererseits eine bessere Risiko­stratifizierung für adjuvante Therapieentscheidungen.