Die richtige Hautpflege bei Diabetes
Hautveränderungen sind bei Patienten mit Diabetes häufig. Vor allem trockene und juckende Haut ist ein Problem, denn sie kann zu schweren Komplikationen führen. Deshalb ist eine gezielte Hautpflege von grosser Bedeutung und sollte integraler Bestandteil der Diabetes-Behandlung sein. Ein Expertengremium hat nun konkrete Handlungsempfehlungen veröffentlicht (1), um diabetische Hautveränderungen zu erkennen und richtig zu behandeln.

Diabetes betrifft nicht nur den Stoffwechsel, sondern hat auch erhebliche Auswirkungen auf die Haut.
Entsprechend häufig sind Hauterkrankungen bei Diabetes-Betroffenen, insbesondere eine trockene und juckende Haut. Diese Haut-Symptome erscheinen zunächst harmlos, verursachen jedoch erhebliche Probleme und können sogar schwerwiegende Komplikationen, wie das diabetische Fusssyndrom, nach sich ziehen. Sie können manchmal auch der erste klinische Hinweis auf eine bislang noch nicht diagnostizierte Diabetes-Erkrankung sein.
Hyperglykämie stört die Hautbarriere
Diabetes-assoziierte Hautveränderungen betreffen 51–97 % aller Diabetes-Fälle weltweit. Ihnen liegt in erster Linie eine strukturelle und funktionelle Veränderung der Hautbarriere zugrunde, die insbesondere bei Typ-2-Diabetes ausgeprägt ist.
Die hohen Blutzuckerwerte reduzieren die natürlichen Feuchthaltefaktoren und den Lipidanteil des Stratum corneum. Zudem ist bei Patienten mit Diabetes die Hautpermeabilität erhöht, während sich die Hautbarriere nur langsam erholt. Dadurch kann es zu trockener Haut (Xerosis) und Pruritus kommen. Studien zeigen, dass die Hauttrockenheit stärker ist, wenn begleitend ein Juckreiz besteht. Trockene Haut schwächt die antimikrobielle Schutzbarriere der Haut, wodurch das Infektionsrisiko steigt.
Medikamente können trockene Haut verstärken
Neben der Diabetes-Erkrankung erhöhen verschiedene weitere Faktoren das Risiko für eine gestörte Hautbarriere. Hierzu zählen z. B. chronische innere Erkrankungen, Hautkrankheiten wie Ekzeme, hormonelle Veränderungen, Mangelernährung oder psychiatrische Erkrankungen wie zwanghaftes Waschen.
Neben diesen intrinsischen Ursachen gibt es eine Vielzahl an externen Einflüssen, wie klimatische Bedingungen (kalte, trockene Luft, Heizung, Klimaanlage), eine falsche Hygiene (heisses Wasser, alkalische Seifen), Tabak- und Alkoholkonsum sowie Stress. Auch bestimmte Medikamente können eine trockene Haut verstärken, z. B. Diuretika, Retinoide, Lipidsenker, hormonelle Kontrazeptiva, Kalziumantagonisten, Betablocker oder topische Kortikosteroide. Vor allem Letztere gelten als zweischneidiges Schwert, denn Kortikosteroide helfen zwar bei entzündungsbedingter Xerosis, erhöhen aber gleichzeitig den transepidermalen Wasserverlust.
Besonders kritisch sind lokale Faktoren, z. B. ein ungeeignetes oder schlecht passendes Schuhwerk, nicht atmungsaktive Materialien oder übermässiges Schwitzen. Durch Übergewicht und langes Stehen steigt zudem der Druck auf die Fussfettpolster. Diese Bedingungen begünstigen eine übermässige Verhornung, Hautrisse und das diabetische Fussulkus.
Diabetische Fussulzera sind oft nur schwer behandelbar
Ein grosses Problem bei Diabetes-Patienten ist die Polyneuropathie. Sie kann zu einem Verlust des Schutzempfindens (LOPS, loss of protective sensation) führen, sodass die Betroffenen Schmerzen, Druckstellen oder Wunden oft nicht wahrnehmen können.
Eine schwerwiegende Komplikation ist das diabetische Fussulkus. Es beginnt häufig mit einer Neuropathie-bedingten Hornhautbildung und trockener Haut. Diabetische Fussulzera lassen sich oft nur sehr schwer behandeln und können zu Amputationen führen. Aktuelle Leitlinien empfehlen daher regelmässige Fussuntersuchungen, das Tragen von geeigneten Schuhen und Socken, die Behandlung von Risikofaktoren und Schulungen für Patienten, Angehörige sowie Fachpersonal. Patienten mit LOPS sollten z. B. keine Wärmeflaschen an den Füssen verwenden, da es unbemerkt zu Verbrennungen kommen kann.
Juckreiz tritt vor allem bei Patienten mit trockener Haut oder diabetesbedingter Neuropathie auf. Die genauen Mechanismen für die Entstehung von Juckreiz sind unklar, Risikofaktoren sind jedoch höheres Alter, lange Krankheitsdauer, periphere Neuropathie, Retinopathie, chronische Nierenerkrankung und anhaltende Hyperglykämie.
Alkalische Seifen reizen die Haut
Entscheidend ist bei einem Diabetes daher auch die richtige Hautpflege. Dafür sollten täglich milde, pH-neutrale Reinigungs- und Pflegeprodukte angewendet werden. Feuchtigkeitscremes sollten Emollienzien, Okklusiva, Feuchthaltemittel und physiologische Lipide (z. B. Ceramide) enthalten.
Bei diabetesbedingter Xerosis eignen sich insbesondere Produkte mit Ceramiden, Cholesterin und Fettsäuren, da diese eine gesunde Hautbarriere fördern und trockene Haut sowie Juckreiz reduzieren. Alkalische Seifen reizen hingegen die Haut und fördern Candida-Intertrigo.
Entscheidend ist aber nicht nur die Wahl des geeigneten Hautpflegeprodukts, sondern auch dessen konsequente und regelmässige Anwendung, um die Hautfeuchtigkeit zu erhalten. Eine Kohortenstudie (2) zeigte, dass die tägliche Anwendung eines ceramidhaltigen Reinigers und einer Feuchtigkeitscreme über vier Wochen sowohl die trockene Haut als auch die Lebensqualität signifikant verbesserte. Fast alle Teilnehmer waren mit den Ergebnissen und den Produkteigenschaften zufrieden. Die Therapietreue war hoch, Nebenwirkungen gab es keine.
Essenziell sind zudem die richtige Fusspflege und die regelmässige Selbstinspektion der Haut. Patienten sollen lernen, ihre Haut immer wieder selbst zu kontrollieren. Ist die Haut beispielsweise rissig oder gibt es Farb- oder Temperaturveränderungen? Ein grosses Augenmerk sollte auch auf dem geeigneten Schuhwerk liegen. Passen die Schuhe? Gibt es Druckstellen? Sind Schuhe und Socken atmungsaktiv?
Ebenso wichtig ist die richtige Körper- und Fusshygiene, wie das korrekte Schneiden der Zehennägel oder das Abtrocknen der Zehenzwischenräume. Adipositas oder Sehbehinderungen können allerdings die richtige Fusspflege erschweren.
Bei Juckreiz ist Kratzen kontraproduktiv. Kratzen schädigt die Hautbarriere und kann zu Entzündungen, Sekundärinfektionen und chronischen Wunden führen. Gegen ausgeprägten Juckreiz können topische Präparate wie Capsaicin oder Ketamin-Amitriptylin-Lidocain helfen, in schweren Fällen auch orale Antikonvulsiva wie Gabapentin oder Pregabalin. Ausschlaggebend ist aber die richtige Feuchtigkeitspflege, um die trockene Haut zu reduzieren.
Mangelnde Therapietreue als grosses Problem
Generell gilt: Je früher Patienten behandelt werden, desto eher lassen sich auch Komplikationen verhindern. Für den Behandlungserfolg ist in erster Linie aber die langfristige Therapietreue massgeblich. Das ist eine grosse Herausforderung, denn Patienten mit chronischen Hauterkrankungen sind bei der Behandlung oft nachlässig.
Ist die Pflegeroutine nicht konsequent, führt das zu Therapieversagen, schlechteren Ergebnissen und in der Folge zu einer verminderten Lebensqualität. Patienten benötigen daher Aufklärung und praktische Tipps, die zu ihrem Lebensstil und ihren individuellen Bedürfnissen passen. Sie müssen verstehen, warum die Regelmässigkeit der Pflegeroutine so wichtig ist und welche Produkte sie anwenden sollen. Denn eines steht fest: Nur durch die richtige und regelmässige Hautpflege gelingt es, die Hautbarriere zu erhalten und die Lebensqualität von Menschen mit Diabetes zu fördern.
- Kirsner RS et al. Considerations and Tips for Promoting Skin Barrier Maintenance and Quality of Life in Patients With Diabetes Mellitus: An Expert Consensus. JEADV Clinical Practice. 2025; 1–6. doi:10.1002/jvc2.70164
- Kirsner R, Andriessen A. An International Evaluation of a Ceramide-Containing Hydrating Cleanser and Moisturizing Cream for the Improvement of Diabetes Mellitus-Related Xerosis. J Drugs Dermatol. 2023;22(1):65–73. doi: 10.36849/JDD.7168.