Medical Tribune
8. Sept. 2025Was hilft Frauen am besten gegen Harninkontinenz?

In der Brücke den Beckenboden anspannen

Gezieltes Training des Beckenbodens hilft bei Harninkontinenz – noch besser wirkt laut einem Cochrane-Review jedoch ein Kombitraining aus direkten und indirekten Übungen. Frequente Sessions könnten die Lebensqualität deutlich verbessern.

Anspannen des Beckenbodens in der Brücke.
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Bei Patientinnen mit Harninkontinenz gilt ein Training der Beckenbodenmuskulatur als Mittel der Wahl. Unterschieden wird dabei zwischen gezielter Kontraktion dieser Muskulatur als direktem Training und indirekten Übungen, wie z.B, die Brücke.

Die Analyse basiert auf 63 Arbeiten mit insgesamt 4920 Teilnehmerinnen im Alter von 45–65 Jahren. Alle hatten mindestens ein Kind geboren und litten an einer Stressinkontinenz oder einem überwiegend belastungsbedingten Harnverlust.

Das gleichzeitige Kombinationstraining schnitt besser ab als das rein pelvine Muskeltraining (Pelvic Floor Muscle Training, PFMT). Es könnte die Lebensqualität leicht verbessern. ­Studien zum direkten PFMT allein ermittelten einen etwas geringeren Effekt auf die Steigerung der Lebensqualität. Die Kombination von indirekten und direkten Übungen nacheinander hat wahrscheinlich kaum einen Einfluss, so das Team um Dr. Jean ­Hay-Smith, University of Otago, Wellington. Sämtlichen Ergebnissen gemeinsam ist die niedrige Evidenz.

Häufigeres Training des Beckenbodens lohnt sich

Das PFMT ohne ein entsprechendes Gerät ist eventuell geringfügig effektiver als die Variante mit. Auch häufige Trainings­sessions könnten sich lohnen. Wer sich mehrmals in der Woche Zeit für das pelvine Training nimmt, kann eine deutliche Verbesserung der Lebensqualität erreichen – wobei der Nachweis auf nur einer Studie mit 68 Patientinnen basiert.

Beaufsichtigte Übungssessions in der physiotherapeutischen Praxis sind evtl. effektiver als Heimtraining, jedoch ebenfalls mit sehr niedriger Evidenz. Die individuelle Supervision des PFMT erzielt im Vergleich zur Gruppentherapie wohl nur einen geringfügig besseren Effekt. Internetbasierte Instruktionen sind möglicherweise leicht wirksamer als schriftliche Anleitungen.

Unerwünschte Effekte wie Ausfluss und Schmierblutungen traten bei 6% der Patientinnen auf und fast immer im Zusammenhang mit intravaginalen oder intrarektalen Devices. Unklar ist derzeit noch, ob verschiedene Formen und Positionen des PFMT (z. B. aufrecht oder im Liegen) unterschiedlich effektiv ausfallen.