Alter und schlechte Fitness begünstigen Arrhythmien
Die Gefahr für Arrhythmien ist bei älteren und wenig fitten Menschen besonders hoch. Das zeigt eine am Jahreskongress der ESC vorgestellte Studie. Da die Herzrhythmusstörungen ein früher Hinweis auf ein erhöhtes kardiovaskuläres Risiko sein können, sollte man ab einem Alter von 50 aktiv nach ihnen suchen, so die Studienautoren.

Forscher um Dr. Amit Moses, Chaim Sheba Medical Center in Israel untersuchten in ihrer Beobachtungsstudie (1) 1.151 gesunde Teilnehmer zwischen 40 und 60 Jahren ohne kardiovaskuläre Symptome oder strukturelle Herzanomalien (medianes Alter 52, 88% Männer).
Hohe Prävalenz von Arrhythmien in der Studienkohorte
Fitness und Herzgesundheit der Probanden wurden mittels Belastungs-EKG und Holter-Monitoring beurteilt. Herzrhythmusstörugen wurden dabei in ventrikuläre und atriale Arrhythmien unterteilt. Zudem klassifizierten die Forscher die Teilnehmer nach ihrer «medianen täglichen Ektopie-Belastung» – also dem durchschnittlichen Anteil unregelmässiger Herzschläge pro Tag.
Fast die Hälfte der Probanden wies eine Arrhythmie auf. 32 % hatten eine supraventrikuläre Tachykardie, 4 % ein Vorhofflimmern, und 6 % eine nicht-anhaltende ventrikuläre Tachykardie (non sustained VT).
Alter und Fitness als entscheidende Risikofaktoren
In der univariaten Analyse zeigte sich eine Assoziation von atrialen Ektopien mit höherem Alter, männlichem Geschlecht, reduzierter Fitness, Hypertonie, sowie eingeschränkter Nierenfunktion. Bei den ventrikulären Ektopien bestanden Zusammenhänge mit höherem Alter und eingeschränkter Nierenfunktion. In der multivariaten Analyse bestätigten sich höheres Alter und geringere Fitness als starke, unabhängige Risikofaktoren für eine atriale, sowie das Alter für die ventrikuläre Ektopie-Belastung.
In der Studienkohorte stieg zudem das Risiko für Arrhythmien pro Jahr um 9 % bei atrialen, und um 4 % bei ventrikulären Herzrhythmusstörungen an. Besonders deutlich war ein Anstieg der Arrthythmieprävalenz ab der Altersgruppe 50 – 54 Jahre. Für Studienleiter Dr. Moses ist das ein klares Signal dafür, dass ab dem 50. Lebensjahr aktiv nach Herzrhythmusstörungen gesucht werden sollte. «Unsere Ergebnisse legen nahe, dass das Risiko weit vor dem typischen Rentenantrittsalter ansteigt. Ein Screening könnte gewährleisten, dass man Patienten rechtzeitig behandeln kann, um die Prognose langfristig zu verbessern.»
Einschränkend weisen die Autoren darauf hin, dass der Beobachtungscharakter der Untersuchung keine kausalen Rückschlüsse zulässt. Zudem nennt Dr. Moses die geringe Diversität der Studienpopulation – insbesondere den sehr geringen Anteil weiblicher Probanden.
Arrhythmie als Vorbote kardiovaskulärer Erkrankungen
Die meisten Diagnosen von Herzrhythmusstörungen finden bei ansonsten gesunden Menschen statt. In der Vergangenheit betrachtete man sie daher als harmlos. Inzwischen geht man allerdings davon aus, dass eine höhere Belastung durch unregelmässige Herzschläge (Ektopien) ein Vorläufer von kardiovaskulären Erkrankungen sein kann.
- Moses A et al. Aging and arrhythmias: identifying early risk factors in healthy individuals. ESC Congress 2025, 29. August – 1. September 2025, Madrid