Medical Tribune
25. Aug. 2025Forscher entdecken neue Krebsvorstufen

Neues zu frühen Stadien des Zervixkarzinoms

Wissenschaftler haben bislang unbekannte Mechanismen entdeckt, die bei der Entwicklung eines Zervixkarzinoms eine Rolle spielen. Dünne HSIL (präkanzeröse Läsionen) markieren dabei den kritischen Übergang von einer anhaltenden HPV-Infektion zu invasivem Krebs. Diese Erkenntnisse könnten die Früherkennung, Risikobewertung und Behandlung grundlegend verändern.

Ärztin erklärt Zervixkarzinom-Screening.
arcyto/stock.adobe.com

Das Zervixkarzinom entsteht meist durch persistierende Infektionen mit Hochrisiko-Typen des humanen Papillomavirus (HR-HPV), insbesondere HPV 16 und 18. Diese Viren verursachen 70 % aller Fälle. Impfungen und Vorsorgeuntersuchungen haben die Krankheit in vielen Ländern zurückgedrängt oder ermöglichen eine frühzeitige Diagnose.

Vorläuferläsionen, sogenannte squamöse intraepitheliale Läsionen (SIL), werden nach WHO-Kriterien in niedrig- und hochgradige SIL (LSIL, HSIL) unterteilt. Hochgradige SIL lassen sich weiter in dicke und dünne vollschichtige HSIL unterscheiden. Dünne HSIL, mit bis zu neun Zellschichten, bleiben bei der Kolposkopie oft unentdeckt oder werden histologisch falsch interpretiert. Sie entwickeln sich häufig zu dicken basaloiden HSIL, zeigen jedoch eine hohe Rückbildungsrate.

Zwei Studien der Medizinischen Universität Graz belegen, dass dünne HSIL tatsächlich als Vorstufe von Gebärmutterhalskrebs gelten und sich zu invasiven Karzinomen entwickeln können. Dünne HSIL weisen ähnliche chromosomale Veränderungen und Signalwegstörungen auf wie dicke HSIL und Plattenepithelkarzinome (SCC). Sie unterscheiden sich jedoch durch spezifische Veränderungen in Interleukin-Signalwegen (IL6, IL21, IL23), die auf eine frühe Immunflucht von HPV hinweisen. Zur Diagnose dieser oft schwer erkennbaren Läsionen, die häufig in Krypten auftreten, sind Biomarker wie die p16ink4a-Immunfärbung erforderlich.

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