Medical Tribune
1. Sept. 2025Weniger Schmerzen, Blähungen und Durchfall

Low-FODMAP-Diät lindert Beschwerden bei Endometriose

Eine von sieben Frauen im gebärfähigen Alter leidet an Endometriose. Neben Beckenschmerzen und Fertilitätsproblemen treten häufig gastrointestinale Beschwerden auf. Dennoch fehlen in Leitlinien spezifische Ernährungsempfehlungen. Eine australische Studie zeigt nun erstmals evidenzbasiert, dass eine Low-FODMAP-Diät die Endometriose-bedingte gastrointestinale Symptomatik lindern kann.

Nahrungsmittel für die Low-FODMAP-Diät.
Natalia/stock.adobe.com

Drei Viertel der Endometriose-Patientinnen leiden an Bauchschmerzen, Blähungen, Durchfall und Dyschezie. Diese Symptome verstärken sich meist während der Menstruation und sind unabhängig von einem Endometriosebefall des Darms.

Oft werten Ärzte die Beschwerden als «komorbiden Reizdarm», was dem komplexen Krankheitsbild aber nicht gerecht wird. Vielmehr gibt es Hinweise auf eine eigene, bislang wenig verstandene pathophysiologische Grundlage für diese Beschwerden. Ein weiteres Problem: Die Endometriose-Therapie fokussiert sich in erster Linie auf die Schmerzlinderung und die Behandlung der Unfruchtbarkeit, ohne die gastrointestinalen Beschwerden zu berücksichtigen. Viele Betroffene greifen daher auf nicht evidenzbasierte Ernährungsstrategien zurück, um ihre Symptome selbst zu managen.

Weniger Bauchschmerzen, bessere Lebensqualität

Australische Wissenschaftler um Jane E. Varney von der Monash Universität in Melbourne untersuchten die Auswirkungen einer vierwöchigen speziellen Diät auf die gastrointestinalen Beschwerden von Endometriose-Patientinnen (1). Es handelte sich um die Low-FODMAP-Diät mit einer beschränkten Aufnahme von fermentierbaren Oligo-, Di- und Monosacchariden sowie Polyolen.

Diese randomisierte, kontrollierte und einfach verblindete Crossover-Studie schloss 35 Frauen mit einer laparoskopisch oder sonografisch gesicherten Endometriose-Diagnose und starken gastrointestinalen Beschwerden ein. Die Frauen waren im Durchschnitt 31 Jahre alt und erhielten entweder 28 Tage lang eine Low-FODMAP-Diät (< 5 g FODMAPs/Tag) oder eine Kontrollkost (20 g FODMAPs/Tag). Beide Varianten basierten auf den australischen Ernährungsempfehlungen. Nach einer mindestens 28-tägigen Auswaschphase wechselten die Teilnehmerinnen zur jeweils anderen Diät. Die gastrointestinalen Symptome bewerteten die Wissenschaftler auf einer visuellen Analogskala von 100 mm, wobei eine Änderung um mehr als 20 mm als klinisch relevant galt.
Bei 60 % der Frauen, die die spezifische Diät erhielten, verbesserten sich die gastrointestinalen Symptome klinisch relevant – unter Normalkost hingegen nur bei knapp der Hälfte (26 %). Der durchschnittliche Symp­tomwert in der visuellen Analogskala sank von einem Wert von 64 mm zur Baseline mit der spezifischen Diät um 26 mm und mit der Kontrollkost um 3 mm.

Bauchschmerzen und Blähungen nahmen unter der spezifischen Diät deutlich ab. Auch die Konsistenz des Stuhls normalisierte sich bei der Mehrheit der Patientinnen, was die Wissenschaftler auf die verminderte osmotische Belastung und die verlängerte Kolontransitzeit zurückführten. Signifikante Verbesserungen gab es ausserdem bei der gastrointestinal-assoziierten und der Endometriose-­spezifischen Lebensqualität. Die allgemeine psychische Belastung in Bezug auf den wahrgenommenen Stress, Ängste oder depressive Symptome war in beiden Gruppen ähnlich. Allerdings besserten sich die Beschwerden bei denjenigen Patientinnen, die zu Studienbeginn bereits an Depressionen und Angstzuständen litten.

Vielversprechender Therapieansatz

Die Low-FODMAP-Diät lindert die gastrointestinalen Symptome im Zusammenhang mit Endometriose und verbessert die Lebensqualität der Patientinnen. Da gezielte Behandlungen für Endometriose-Patientinnen mit Verdauungsbeschwerden bislang fehlen, könnten die Ergebnisse dieser Studie eine wichtige Versorgungslücke schliessen. Die Autoren fordern jedoch weitere Forschungen, um die Ergebnisse unter Alltagsbedingungen zu bestätigen.