HSV-2-Nagelgeschwür führte zur HIV-Diagnose
Seit Wochen quälte einen 41-Jährigen ein schmerzhaftes, eitriges Nagelgeschwür, das auf keine antibiotische Therapie ansprach. Erst eine Biopsie brachte die wahre Ursache ans Licht: eine HSV-2-Infektion an ungewöhnlicher Stelle. Der seltene Befund führte die Ärzte auf die Spur einer bislang unentdeckten Immunschwäche – und schliesslich zur Diagnose HIV.

Seit sechs Wochen machte einem 41-jährigen Mann der rechte Mittelfinger zu schaffen. Unter dem Nagel und seiner Umgebung hatten sich Hypergranulationen, Ulzerationen und gelbe Krusten gebildet, begleitet von einem seropurulenten Exsudat.
Eine antibiotische Therapie hatte keine Besserung bewirkt. Dennoch tippten die Ärzte der dermatologischen Abteilung zunächst auf eine bakterielle Infektion, berichten Dr. Chiara Blomen und Team vom Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf (1). In der Kultur eines Abstrichs waren Klebsiella aerogenes und Morganella morganii gewachsen. Eine entsprechende Therapie nach Antibiogramm und Resistenztestung brachte aber ebenfalls keinen Effekt.
Also ging die differenzialdiagnostische Suche weiter. Auf die richtige Spur führte letztlich die Hautbiopsie. Immunhistochemisch liessen sich Herpes-simplex-Viren (HSV) nachweisen, die PCR bestätigte eine Infektion mit HSV-2. Die Diagnose lautete: schweres chronisches herpetisches Nagelgeschwür. Die intravenöse Gabe von Aciclovir über sieben Tage besserte den Befund deutlich.